IZ Interview – Verbandspräsidentin Maria Frontera

Flugzeuge am Boden, unbelegte Betten, Hoteliers vor dem Aus. Die Insolvenz von Thomas Cook war ein Paukenschlag für den Tourismus, auch und gerade auf Mallorca. María Frontera, Präsidentin des Hoteliersverbandes FEHM, wurde von der Lobbyistin zur Krisenmanagerin. Der Tenor des Interviews: „Alles nicht so schlimm, wenn jetzt alle Stellen zusammenarbeiten würden. Verkennt die 49-Jährige die Realität?

IZ Kurz vor demJahreswechsel: Wie ist die Stimmung unter den Hoteliers?
Wir haben von Anfang an daran gearbeitet, unsere Mitglieder ständig über die Entwicklungen zu informieren. Außerdem stehen wir in engem Dialog mit der Landesregierung, beispielsweise in Form von Treffen. Hier wurde bereits eine Reihe von Maßnahmen vereinbart, mit denen wir auf die Pleite reagieren können. Es gab schon in früheren Zeiten immer mal Probleme mit Veranstaltern, auch, wenn diese natürlich nicht in der Größenordnung wie im Falle von Thomas Cook lagen. Tatsache ist: Die Hotellerie auf Mallorca arbeitet normal weiter und bereitet sich entschlossen auf die nächste Saison vor, um Urlaubern auf der Insel einen hervorragenden Service zu bieten.  

IZ Das klingt nach "Augen zu und durch". Die Thomas-Cook-Pleite hat keine Auswirkungen auf die Wintersaison?
Es ist zu früh, um konkrete Zahlen zu nennen. Aktuell gibt es zahlreiche Arbeitstreffen, beispielsweise auch auf Messen, damit wir eine Vorstellung davon bekommen, was die Branche erwartet. Was uns wirklich Sorgen macht, ist der Rückgang der Flugverbindungen. Wir müssen daran arbeiten, das zu ändern.

IZ Wie haben sich die Touristenzahlen denn entwickelt?
Wie ich schon sagte, konzentrieren wir uns derzeit darauf, alle Hebel in Bewegung zu setzen, damit Mallorca für Urlauber attraktiv bleibt. Sie sollen schöne Tage hier verleben, in gutem Klima, schöner Natur, begleitet von Kultur, Gastronomie, Sport und Shoppingerlebnissen. Gerne auch zum Arbeiten.

IZ Paradiesische Aussichten. Zurück zur Realität: Wie viele Hotelbetriebe sind von der Insolvenz betroffen und mussten ihren Betrieb einstellen?
Das ist nach wie vor eine offene Frage, weil es für jedes Land ganz eigene Insolvenzverfahren gibt. Hier können sich noch viele Änderungen ergeben. Wir bewerten die Situation für die Hotels, die der FEHM angeschlossen sind, praktisch jeden Tag neu. Aktuell können wir sagen, dass rund ein Dutzend unserer Partner ihren Betrieb schließen mussten.

IZ Neben Hotels sind auch andere, im Hotelgewerbe tätige Unternehmen, betroffen. Gibt es dazu Zahlen?
Natürlich sind Zulieferer, Transporteure, Händler und auch Freizeit-Dienstleister betroffen. Zu den Auswirkungen kann ich leider nichts sagen. Hier ist jede Branche für sich selbst zuständig.

IZ Ein großes Problem ist, dass sich viele Hoteliers von nur einem Anbieter, in diesem Falle Thomas Cook, abhängig gemacht haben. Sollte man diese Strategie künftig ändern?
In der Realität sind die Reisemärkte generell diversifiziert. Es gibt Veranstalter, den Direktvertrieb, usw. Unternehmen tendieren dazu, sich nicht nur einem Vertragspartner zu verpflichten. Das ist auch sinnvoll, denn das Wichtigste ist, eine Ausgewogenheit zu haben. Das bedingt, nicht zuletzt, der technologische Fortschritt innerhalb der Buchungswege und -möglichkeiten. Ein guter Unternehmer muss sich den Vorlieben der Kunden anpassen.

IZ Inwieweit erwarten Sie bei der Bewältigung der Insolvenzfolgen politische Unterstützung?
Wenn der Tourismus von strategischer Bedeutung ist und ein hoher Prozentsatz des Bruttoinlandsproduktes unserer Autonomen Gemeinschaft vom Tourismus abhängt, wie im Falle von Mallorca, dann ist es logisch, die Politik in die Verantwortung zu nehmen. Sie muss die Auswirkungen verringern und eng mit der Branche zusammenarbeiten, sozial und wirtschaftlich.
Wichtig ist, dass die Maßnahmen zum Erfolg führen, flexibel sind und effektiv umgesetzt werden können.

IZ Lassen Sie uns noch einen Ausblick auf die Sommersaison 2020 werfen. Wie sind die Erwartungen?
Wir werden erst einmal den Winter abschließen und eng mit den Verwaltungen zusammenarbeiten, um wieder ausreichend Flugkapazitäten zu bekommen und die Konnektivität noch zu steigern. Die Attraktivität des Reiseziels Mallorca, das touristische Produkt, die Qualität der Hotelangebote, die Infrastruktur und vieles mehr sind Besuchergarant.
Ich bin sicher, dass wir mit guter Arbeit und neu geschaffenen Synergien aller Beteiligten die Krise bewältigen werden.

Marc Fischer