Kritik an der aktuellen Situation des Arbeitsmarktes auf den Balearen und damit auf Mallorca wäre Klagen auf hohem Niveau. Im Juli dieses Jahres waren über 635.000 Menschen in Beschäftigung – ein Zuwachs von 4,7 Prozent, verglichen mit dem Vorjahr. Mit rund 29.000 gemeldeten Arbeitslosen lag die Quote bei lediglich 4,4 Prozent. Der nationale Durchschnitt ist hingegen zweistellig und beträgt 11,4 Prozent. Innerhalb eines Jahres konnte die Arbeitslosigkeit um fast 17 Prozent im Vergleich zu 2022 gesenkt werden.
Diese Entwicklung spiegelt sich innerhalb der Wirtschaft wieder: Alle Sektoren verzeichnen Zuwächse und weniger Arbeitslose. Die ungeliebten befristeten Arbeitsverträge gingen um 9 Prozent zurück, die Teilzeitquote liegt bei etwas mehr als 11 Prozent. Entsprechend zufrieden zeigt sich die Regierung – wohlgemerkt, die neue. Die kann mit einem starken Arbeitsmarkt in ihre Legislatur starten.
Doch neben viel Licht gibt es auch weiterhin Schatten. Das Damoklesschwert heißt – wie sollte es anders sein – Fachkräftemangel. Es sei schwierig, qualifiziertes Personal zu finden, heißt es. Nun gibt es immerhin Pläne, die Berufsausbildung zu fördern.
Der Arbeitgeberverband der Balearen weist auf weitere Probleme hin. So seien die Wohnkosten zu hoch, das mindere die Attraktivität, auf den Inseln zu arbeiten, heißt es. Die Gewerkschaften kritisieren hingegen vor allem die Arbeitsbedingungen für Arbeitnehmer und deren Arbeitsbelastung.
In diese regelrechte Kakophonie eines komplizierten Orchesters bringt der Verband der kleinen und mittleren Unternehmen auf Mallorca, PIMEM, eine weiteren Missklang: Vor allem das Bevölkerungswachstum könnte das Wirtschaftsmodell der Balearen in Frage stellen, heißt es. Fachkräfte fehlen, aber Zuwanderung müsse gestoppt werden? Schwer zu verstehen.
Denn der Mangel an Fachkräften bleibt das größte Problem der Inseln. Das bestätigt der spanische Verband der kleinen und mittleren Unternehmen, CEPYME. Demnach haben acht von zehn Unternehmen Probleme, qualifiziertes Personal zu finden. Man sei dadurch gezwungen, Projekte zu verzögern, Investitionen zu verschieben und Expansionen zu überdenken. Außerdem steige das Durchschnittsalter der Beschäftigten, insbesondere in den Sektoren IT, Finanzen und Bauen.
Fachkräfte aus dem eigenen Land sind offenbar nicht einfach zu bekommen. So spricht der balearische Arbeitgeberverband ASINEM von vielen Ausbildungsabbrüchen. Demnach brechen 60 Prozent der Studenten ihre Ausbildung ab, während der nationale Durchschnitt bei rund 30 Prozent liegt.
Es gibt also viel zu tun, sowohl in Spanien als auch auf Mallorca.