Die Offerte aus einem Madrider Auktionshaus klingt auf den ersten Blick verlockend: 22 Objekte in Binissalem und Alaró werden online versteigert, Mindestgebot laut Marketing 1 Euro.
Doch Vorsicht, nicht alles an der Sache ist wirklich realistisch und vorteilhaft für Interessenten. Zwar gibt es das Auktionshaus Escrapalia, das unter anderem auf Schmuck und Fahrzeuge spezialisiert ist, bereits seit 10 Jahren. Doch das Mindestgebot von einem Euro hat einen Haken: Für die interessantesten Objekte, zwei großzügige Duplex-Wohnungen und ein Baugrundstück, müssen nämlich Bietsicherheiten von etwa 9000-10.000 Euro eingezahlt werden. Bei diversen Kellerabteilen und Stellplätzen, die den Großteil des Loses ausmachen, beträgt die Sicherheit zwischen 200 und 300 Euro. Die 195 m2 großen Duplex-Wohnungen werden mit 206.540 Euro bewertet, Garagen mit 7000-20.000 Euro, Stellplätze im Freien sowie Abstellräume mit zirka 3000 Euro. Der Bauplatz mit 250 m2 Fläche wird auf rund 190.000 Euro veranschlagt.
Weiteres Problem: Wer den Zuschlag bekommt, muss 2,5 Prozent „Bearbeitungsgebühr“ zahlen. Freigestellt davon sind laut Kleingedrucktem lediglich die Gläubiger, die das Verfahren nach der Pleite einer Immobilienfirma betreiben. Sie sind ebenfalls als Bieter zugelassen und könnten im Zweifelsfall zuschlagen, bevor eines der 22 Objekte tatsächlich zu einem niedrigen Schnäppchenpreis an den Mann oder die Frau geht. Man möge selbst beurteilen, ob hier für alle Beteiligten Transparenz und Gleichberechtigung herrscht. Immerhin können die Wohnungen vor dem Abschluss der Internet-Auktion am 28. März teilweise persönlich besichtigt werden.
Schwierige Zwangsversteigerungen auf Mallorca
Generell sind Zwangsversteigerungen auf Mallorca ein eher schwieriges Thema. Zwar kommen regelmäßig Objekte vom Finanzamt oder von der Sozialversicherung auf den Markt, doch sind die Schätzwerte teilweise fast so hoch wie die realen Marktpreise. Man kann auch mit weniger einsteigen, allerdings sind die Regeln juristisch ziemlich komplex. Außerdem gibt es eine halbseidene semi-professionelle Bieter-Szene, die vieles allein unter sich ausmacht.
Mindestgebote von 70% oder gar 50% wie sie in Deutschland theoretisch möglich sind (derzeit jedoch in der Regel weit darüber hinaus in die Höhe getrieben werden), dürften auf Mallorca wenig realistisch sein. Außerdem ist eine Besichtigung der Objekte meistens nicht möglich. Das gilt auch für beschlagnahmte Autos, die von den Behörden immer wieder versteigert werden.