Sommersaison voraus – Wohin steuert Mallorca?

Sommersaison Mallorca - wie wird die Saison 2022

Es ist der erste Sommer nach dem gefühlten Ende der Pandemie. Auch, wenn viele Maßnahmen zum Infektionsschutz noch allgegenwärtig sind, weht der Wind des Neuanfangs durch die Tourismusbranche. Eine Situation, geprägt von Hoffen und Bangen.

E s könnte so schön sein: Corona rückt in den Hintergrund, und die Menschen finden allmählich in die gewohnte Normalität des Alltags zurück. Sind wir ehrlich: Genau das haben wir uns seit Februar 2020 alle gewünscht.

Auch, wenn das gesundheitliche Risiko nicht endgültig aus unserem Leben verschwunden ist und verschwinden wird, besteht die Aussicht auf einen normalen, medizinischen Umgang mit dem Erreger, so wie man es von unendlich vielen, anderen Infektionskrankheiten kennt. Doch zwischen Wünsche und Pläne, Hoffnungen und Aussichten, rückt einmal mehr die Realität in Form einer neuen Bedrohung: Krieg.

Neue Herausforderung
Ein Buchstabe weniger als das Wort „Virus“ besitzt, und doch nicht minder bedeutsam. Schon wieder stößt die Politik an ihre Grenzen. Erneut spüren wir alle die Auswirkungen einer globalen Vernetzung, die schon immer zwei Seiten besaß: Die Freiheit des Einzelnen gegenüber den Interessen der Gesellschaft.

Am Ende von Corona sehen sich Europa und die Welt mit einer neuen Herausforderung konfrontiert. Der „Gegner“ ist diesmal, im Gegensatz zu Corona, sichtbar, und er hat nachhaltige Folgen für zahlreiche Branchen und Wirtschaftszweige. Der Tourismus ist einer davon.

Verunsicherungen vermeiden
Das lässt viele Bereiche verhalten auf die Sommersaison 2022 blicken, nicht zuletzt auf Mallorca. Diese vornehme Zurückhaltung ist allerdings nur zwischen den Zeilen erkennbar. Offiziell blickt man positiv auf den Sommer. Dazu hat die Branche, angefangen von Fluggesellschaften, über Hotels, bis hin zu Autovermietungen auch allen Grund: Die Zeit der Pandemie wurde genutzt. Für Investitionen und Erneuerungen, zur Vorbereitung auf den lang ersehnten Startschuss. Klar ist: Die Branche möchte auf jeden Fall Verunsicherungen vermeiden.

Das negative Rauschen, dieser Unterton an Schwingungen in Moll, ist spürbar. Sie auszublenden, dazu sind die Verantwortlichen der Branche zu erfahren – und inzwischen auch allzu geprägt. Beim Blick auf die bevorstehende Saison geht es jetzt um den wohl durchdachten Ausgleich zwischen positiver Stimmung und einem gesunden Maß vernünftiger Erwartungen. Die Osterferien waren der Testlauf.

Erfreuliche Tendenz
Der ist gelungen. Über 80 Prozent der Hotels auf Mallorca hatten während der Ostertage geöffnet, wie der Hoteliers-Verband FEHM mitteilte. Diese Tendenz hatte sich bereits angekündigt. Nach Daten des nationalen Statistikinstituts Ibestat kamen in den ersten beiden Monaten dieses Jahres über 315.000 Touristen auf die Insel. Mit knapp 121.000 Urlaubern hatte Deutschland daran den größten Anteil.

TUI mit frühem Auftakt
Möglicherweise lag das, unter anderem, am größten Reiseveranstalter TUI. Die Hannoveraner riefen den Start für das Frühjahr bereits am 11. Februar aus. „Die Sehnsucht nach Sonne und Meer stimuliert die kurzfristige Nachfrage für das Mittelmeer“, sagte zu diesem Zeitpunkt der Vorsitzende der Geschäftsführung von TUI-Deutschland, Stefan Baumert. Tatsächlich waren die ersten Flüge fast vollständig ausgebucht.

Und jetzt? Die Aussichten für die Sommersaison seien „mehr als vielversprechend“, freut sich Baumert. TUI geht davon aus, dass erstmals seit Pandemiebeginn auf den Balearen wieder alle Hotels des Konzerns zur Verfügung stehen. Das Reisen werde sich in diesem Sommer weiter normalisieren, prognostiziert der TUI-Vorstand. Doch was ist „normal“?
900 Hotels zur Auswahl
Für Mallorca heißt das, bereits im Frühjahr wird der Reiseveranstalter nach und nach sämtliche Hotels auf der Insel öffnen. Darunter Häuser von TUI Blue, Grupotel und weitere Riu Hotels.

Im Sommer sollen rund 900 Hotels zur Auswahl stehen, erstmals auch das TUI Blue Sensatori Biomar in Sa Coma an der Ostküste. Ein Fünf-Sterne-Resort mit sieben Restaurants, Swim-Up-Zimmern und einer Wellbeing- Plattform für Erwachsene sowie neu geastalteten Bereichen für Kinder und Familien.

Leonardo ab sofort auf Mallorca
Neben den großen Touristik-Playern mischen inzwischen auch immer mehr kleinere Unternehmen mit. Ein Beispiel ist Leonardo Hotels. Ab sofort ist die Kette auch auf Mallorca vertreten. Leonardo hat das ehemalige OD Puerto Portals übernommen und führt dieses nun als Leonardo Boutique Hotel Port Portals. Dahinter verbirgt sich ein Vier-Sterne-Haus mit 77 Zimmern in drei Kategorien, einem Restaurant, einem schicken Poolbereich mit balinesischen Betten, einer Dachterrasse inklsuive Bar sowie vier Veranstaltungsräumen.

2022 wird Last-Minute-Jahr
Positiv gestimmt zeigt sich auch die HLX-Gruppe. Die Betreiberin der Buchungsportale „Eurowings Holidays“ und „Lufthansa Holidays“ habe im ersten Quartal dieses Jahres das Niveau von 2019 erreicht, berichtet das Online-Portal „touristik aktuell“. Gebucht werde derzeit vor allem kurzfristig, erklärte Unternehmenschef und „L’Tur“-Gründer Karlheinz Kögel. Er geht davon aus, dass 2022 ein Last-Minute-Jahr wird. Im März habe der Anteil an Reisen, die weniger als vier Wochen nach Buchung erfolgten, bei 33 Prozent gelegen. Mallorca sei derzeit das beliebteste Ziel, so Kögel.

Balearen mit klaren Zielen
Das balearische Tourismusministerium ist zuversichtlich und hat klare Ziele gesetzt: Die diesjährige Hauptsaison soll das Niveau aus dem Rekordjahr 2019 erreichen. Allerdings – und das ist neu – möchte man Wachstum nicht um jeden Preis. Das Motto lautet: „Mehr Umsatz pro Kunde, mehr Klasse als Masse.“

Dazu plant die Balearenregierung eine enge Zusammenarbeit mit allen Bereichen des Tourismussektors. Erste Gesetze wurden bereits verabschiedet: Einwegplastik ist verboten, innerhalb der kommenden sechs Jahre müssen alle Hotelbetten höhenverstellbar sein, um die Arbeit des Zimmerservice zu erleichtern. Hinzu kommt ein Bau­stopp für Ferienunterkünfte in Touristen-Hotspots für die nächsten vier Jahre. Nur bereits beantragte Bauvorhaben dürfen noch umgesetzt werden. Man ist auf Kurs. Hoffen wir, dass Eisberge ausbleiben.