Warum es auf der Insel schon einmal mehr Blaue Flaggen gab als 2023, die Entwicklung aber nur bedingt etwas mit der Badequalität zu tun hat.

Was ist los an der Playa de Palma? Wie im Mai bekannt wurde, führt die deutsche Urlauberhochburg im Jahr 2023 keine Blaue Flagge mehr am Strand, und an der Cala Estáncia im Stadtgebiet von Palma sowie an der Cala Gran bei Santanyí ist das zertifizierte Gütesiegel ebenfalls verloren gegangen, teilte die Stiftung ADEAC-FEE mit. Diese nichtstaatliche europäische Organisation für Umwelterziehung kümmert sich weltweit um die Vergabe der Blauen Flaggen und stellt dabei bestimmte Anforderungen an die Wasserqualität sowie an einen Dienstleistungskatalog.

Dabei geht es unter anderem um Informationstafeln oder Toiletten, weswegen ein lupenreiner Naturstrand wie zum Beispiel Es Trenc auf Mallorca es grundsätzlich schwer hat, eine Blaue Flagge zu erhalten. Kritiker halten die Kriterien indes für teilweise willkürlich, und auf Mallorca waren in der Vergangenheit bereits einzelne Gemeinden aus dem Programm ausgestiegen. So setzte die frühere linke Mehrheit im Rathaus von Calvià zum Beispiel bewusst auf das Gütesiegel „Q für Qualität“ statt auf Blaue Flaggen. Die staatliche spanische Normierungsstelle AENOR zertifiziert ebenfalls Strände im ganzen Land – auch auf Mallorca. Insgesamt also viel Konkurrenz für die klassische Blaue Flagge: 2023 gibt es auf der Insel nur noch 20 davon für Strände, nachdem es in besten Zeiten einmal über 30 gewesen waren.

Wasserqualität
Dennoch liefern die Blauen Flaggen wertvolle Hinweise für Badegäste. So ist nun etwa bekannt worden, dass an der Cala Gran die Wasserqualität nicht mehr als „exzellent“ gilt, sondern nur noch als „gut“. Anders ist die Situation an der Playa de Palma und in Cala Estancia: Das Rathaus habe schlicht und einfach keinen Antrag mehr auf die Erteilung von Blauen Flaggen gestellt, erklärte die Stiftung ADEAC im Mai. Die Playa de Palma hatte ihre zertifizierte Beflaggung bereits im Jahr 2016 einmal verloren und 2019 zurückgewonnen. Damals gab es Diskussionen um leichte Abstriche bei der Wasserqualität in einzelnen Messungen, insbesondere nach Starkregen und Gewitter. Die Auswertung durch ADEAC hielten manche Beobachter seinerzeit für etwas verzerrend und irreführend. Allerdings ist es auch dieses Jahr schon vorgekommen, dass nach Regenfällen die Rote Flagge gehisst werden musste, da in solchen Fällen über die ansonsten meist ausgetrockneten Sturzbäche („Torrentes“) etlicher Unrat im Meer landen kann. Einen solchen Sturzbach (Torrent des Jueus) gibt es auch in El Arenal an der Stadtgrenze von Palma und Llucmajor.

Erboste Hoteliers
„Blaue Flaggen zu verlieren, ist ein absolutes No-Go. Was für eine Botschaft sendet man damit an die Urlauber?“, so José Antonio Fernández de Alarcón vom Hotelverband AHPP in einer Pressemitteilung im Frühjahr. Indes gibt es Anzeichen dafür, dass die sehr auf Sauberkeit und Sicherheit bedachte neue Stadtregierung von Palma ihre Strategie für 2024 ändern könnte und wieder verstärkt auf die bewährten Blauen Flaggen setzen wird.
Verbessert hat sich die Situation bereits an Palmas Stadtstrand Can Pere Antoni. Nachdem es dort bei Regen und Gewitter über viele Jahre hinweg immer wieder zu Verschmutzungen gekommen war, ist 2022 ein neues Kanalsystem mit Rückhaltebecken eingeweiht worden. Damit kann Regen und Abwasser endlich konsequent getrennt werden, damit die Rote Flagge nicht mehr das Markenzeichen sein muss oder eben nur noch dann gehisst wird, wenn es einmal Probleme mit Wellen, Wind und Strömungen geben sollte. „Achtung Lebensgefahr!“ signalisiert die Farbe Rot, „Schwimmen auf eigene Gefahr“ die Farbe Gelb.
Ein anderes Problem, das weniger mit der Wasserqualität zu tun hat, sondern mit Lärmbelästigung, zeigen unterdessen die so genannten „Schwarzen Flaggen“ auf. Der Negativ­preis einer spanischen Umweltschutzorganisation ging 2023 an Colonia Sant Jordi, da dort nichts gegen lautstarke nächtliche Musik auf Partybooten getan werde, heißt es. Die zweite schwarze Flagge geht an die gesamte Küste Mallorcas – wegen angeblich mangelnden Kontrolle von Jetskis. Ob das so stimmt, sei einmal dahin gestellt. Jedenfalls gibt es auch für staatliche und private Yachthäfen die Möglichkeit, eine Blaue Flagge für Nachhaltigkeit zu erwerben. Einige auf Mallorca machen davon Gebrauch und demonstrieren nach außen, dass ihnen Umweltschutz wichtig ist.

Blaue Flaggen für Strände auf Mallorca

Blaue und schwarze Flaggen an Mallorcas Stränden

Felanitx: Cala Ferrera, Cala Marçal, Cala Sa Nau, S’Arenal de Portocolom
Muro: Platja de Muro
Palma: Cala Major
Pollença: Cala Barques, Cala Molins
Sant Llorenç des Cardassar: Sa Coma
Santa Margalida: Can Picafort, Son Bauló, Son Serra
Santanyí: Cala Llombards, Cala Mondragó, Cala Santanyí, S’Amarador
Ses Salines: Es Dolç
Son Servera: Cala Millor, Es Ribell