Schnee auf Mallorca fiel 2024 bereits im Januar – Februar ist dafür ebenfalls prädestiniert. Wer wandern gehen will oder einen Autoausflug in die Berge plant, sollte sich natürlich keinesfalls von einem Schlechtwettereinbruch überraschen lassen und die Vorhersage immer gut im Auge behalten. Ende Februar 2023 musste an einem Parkplatz beim Coll de Sa Batalla an der Tramuntana-Landstraße Ma-10 sogar eine durchgefrorene Familie im Wohnmobil von Helfern aus einem halben Meter Schnee gerettet werden.
So viel fällt auf Mallorca eher selten, aber fast wäre es in den 30er Jahren zum Bau eines Ski- und Wandergebiets mit Seilbahn auf den Puig Major (1445m) gekommen. Nur der Spanische Bürgerkrieg verhinderte das Projekt. Begonnen wurde im Juni 1936, doch aufgrund der Feindseligkeiten mussten die Arbeiten bereits im Juli gestoppt werden. Man nahm sie nie wieder auf.
Die Idee war damals, einen Touristenkomplex mit Hotel, Restaurants, Kurzentrum und Skipisten zu bauen. Der Ingenieur Antoni Parietti Coll hatte sein eigenes Unternehmen gegründet und alles geplant. Die budgetierten Gesamtkosten beliefen sich auf 2 Millionen Peseten. Trotz späterer Bemühungen, das Projekt wieder aufzunehmen, waren die erforderlichen Mittel im zerbombten und verarmten Nachkriegs-Spanien nicht mehr aufzubringen.
Über Jahrzehnte hinweg ging es in der Franco-Zeit für Normalbürger nur noch ums Überleben unter einer selbst ernannten und völlig skrupellosen Elite. Vergnügen fiel für die meisten aus. Die Idee eines Skigebiets auf dem Gipfel des Puig Major blieb dennoch ein Traum, und noch Jahre später, in den 1960ern und 1970ern, wurden verschiedene Möglichkeiten zur Wiederaufnahme des Baus geprüft, die jedoch alle aus wirtschaftlichen und politischen Gründen scheiterten.
Deutsche Firma
Ingenieur Antoni Parietti war auf Mallorca 1928 für den Bau der Straße nach Sa Calobra verantwortlich. Während der Arbeiten kam er auf die Idee, eine Seilbahn auf den Gipfel des Puig Major zu bauen. Im Jahr 1930 gründete er sein eigenes Unternehmen, „Funicular Aéreo del Puig Major SA“ und plante alle Details. Die Infrastruktur sollte aus zwei Stationen bestehen, eine Talstation (Cals Reis) und eine Bergstation in 1.400 m Höhe. Eine Strecke von 2.016 Meter Länge mit einem Höhenunterschied von 715 Meter war zu überwinden. Die deutsche Firma Bleichert-Zuegg hatte man bereits mit dem Bau beauftragt. Eine Berg- und Talfahrt sollte 11 Peseten kosten.
NATO-Basis
In den 1950er Jahren hat sich Ingenieur Antoni Parietti mit mehr Erfolg erneut am Puig Major versucht, diesmal mit einer Straße, nachdem er bereits die Planung der Panoramastrecke von Port de Pollença nach Formentor vorangetrieben hatte. Man entwarf eine gebührenpflichtige Route zum Gipfel, damals ein unberührtes Gebiet mit schwierigem Zugang. Das Projekt wurde zwar genehmigt, doch dann kam zwischen dem Franco-Regime und den USA einen Vertrag über den Bau einer Militäranlage zustande. Die Straße wurde tatsächlich erstellt, aber nicht mehr für den Tourismus, sondern für militärische Zwecke. Die Arbeiten für die US-Basis und die Zufahrt begannen 1955 und wurden im Dezember 1959 abgeschlossen.
Die Realisierung war eine große Umweltbelastung für das Gebiet, da der Gipfel abgetragen werden musste, um eine ebene Fläche zu erhalten, was einen Höhenverlust von etwa neun Metern mit sich brachte. Statt Ausflüglern sind heute Soldaten vor Ort. Die NATO überwacht das gesamte westliche Mittelmeer von ihrem Panorama-Standort am Puig Major auf Mallorca. Die Grundmauern der Seilbahn-Talstation Cals Reis sind übrigens noch zu sehen. Eingeweihte wissen, wo sie sich befinden.