Mallorca meisterlich: Reise durch eine kunstvolle Insel
Ein Banause, wer bei Mallorca und Kunst lediglich an die Kathedrale von Palma und ein paar angestaubte Klöster denkt. Mallorca liebt Kunst, und die Kunst liebt Mallorca. Das Echo dieses Einklangs hallt durch zahlreiche sehenswerte Museen und Galerien.
In den vergangenen beiden Jahren mussten wir uns alle in Verzicht üben. Viele lieb-gewonnene Gewohnheiten wurden aus der persönlichen Agenda gestrichen. Auch Kunst und Kultur gehörten dazu. Beide sind zwar nicht essentiell, und doch bereichern sie unser Leben, lassen uns verharren und auf Reisen gehen, inspirieren und bestätigen, erregen und versöhnen.
Kulturelles Mosaik
Kunst ist eine Facette, die seit Jahrhunderten die Insel geprägt hat. Durch die Einflüsse verschiedener Eroberer, entwickelte sich Mallorca nach und nach zu einem bunten, kulturellen Mosaik. Nachfolgende Kulturen übernahmen die Einflüsse der Vergangenheit und einstigen Völker, machten sie sich zueigen und schufen im Einklang mit der eigenen Kultur großartiges Neues.
Bauliche Kultureinflüsse
Dazu zählte natürlich vor allem die Lebensweise. Bauliche Errungenschaften hielten Einzug und vereinfachten den Arbeitsalltag, wie beispielsweise die bis heute erhaltenen Terrassen mit ihren Bewässerungssystemen aus arabischer Zeit in Banyalbufar. Hinzu kamen später bauliche Prägungen, wie zum Beispiel die frankophilen Außenfassaden vieler Herrenhäuser in Sóller, die von zurückkehrenden Mallorquinern aus Frankreich mitgebracht wurden.
Offenheit gegenüber Kunst
Was zeigt, trotz des Inselstatus war Mallorca noch nie künstlerisch oder kulturell abgeschnitten. Die Mallorquiner zeigten sich stets offen gegenüber Kunst und kunstvollen Einflüssen. Vielleicht hinterließ der Gelehrte Ramon Llull doch mehr als man glaubt?
Ideengeber Ramon Llull
Zumindest schuf er eine Brücke von Wissenschaft und Philosophie hin zu Kunst und Kultur. Der Architekt Daniel Libeskind bezog sich architektonisch, die Künstlerin Barbara Weil künstlerisch beim Bau des Studio Weil in Port d’Andratx auf den mallorquinischen Gelehrten. Die Ideen Ramon Llulls hatten zudem großen Einfluss auf die Werke von Dalí, Oteiza oder Kiefer.
Metapher für Freiheit
Kunst und Kultur sind die Schönheiten, die das Leben ausmalen. Der Umgang mit beidem ist das nachhaltige Elixier des Kreativen und Inspirierenden. Sie bieten geistige Nahrung, Emotionen und Bereicherung, sie sind eine Metapher für Freiheit.
Kunst und Freiheit. Zwei Begriffe, die ebenfalls eine Einheit bilden. Die eine kann ohne die andere nicht. Verwoben, verschweißt, verbunden. Kunst ist Freiheit. Gerade auf Mallorca hat Kunst schon immer gezeigt, was Beständigkeit ist. Sie hat Jahrtausende überstanden.
Gustavo und sein Mallorca
Einer, der es wissen muss, ist Gustavo. Auf Mallorca kommt niemand an ihm vorbei. Längst ist er international bekannt, seine Werke hängen in vielen Ländern. Irgendwo entdeckt man immer wieder ein Bild oder eine Skulptur des Meisters, dessen Bildnamen nicht selten ganze Geschichten erzählen. Spätestens an der Kaimauer von Cala Ratjada wird jeder Kunstmuffel, wenn nicht zum Modern-Art-Fan, dann zumindest zu einem Anhänger des sympathischen Künstlers.
Bemerkenswert, sein „Verliebter holländischer Dichter“ („Poeta holandés enamorado“) im Kreisverkehr von Canyamel. Oder seine gigantische Wandmalerei, welche eine Außenwand der Grundschule von Cala Ratjada ziert. Oder die Galerie „Espai Gustavo“ in Capdepera, in der auf 200 Quadratmetern die aktuellsten Werke des 83-Jährigen zu sehen sind. Gustavo ist einfach da. Und er ist so etwas wie ein Botschafter der Kunst auf der Insel.
Mut und Freude
Für ihn ist Mallorca, wie er selbst sagt, „inspirierend“. Und er erinnert sich an längst vergangene Zeiten, die aber auf die Kunstszene der Insel enormen Einfluss nahmen. In den 60er Jahren waren es viele Künstler aus den USA, wie beispielsweise, und als eine der letzten, Ellis Jacobson. Heute sind es vor allem junge Künstler aus Katalonien, dem Baskenland oder Andalusien, die kommen und sich einen Namen machen. Sie finden hier diese, laut Gustavo, „mediterrane Inspiration“, er selbst bezeichnet es als „animo y alegria“ („Mut und Freunde“).
Lebensfreude und Dynamismus
Und so ist auch für Gustavo Kunst gleich Lebensfreude und Dynamismus. Kunst lässt ihn jeden Tag aufstehen und kreativ sein. „Für mich bedeutet Kunst das Ausleben meiner täglichen Emotionen“, sagt er im Gespräch und lächelt verschmitzt.
Kunst muss zum Betrachter kommen, und der Betrachter zur Kunst. Beide hängen zusammen und brauchen sich gegenseitig. „Stell‘ Dir eine Oper ohne Zuschauer vor“, erklärt Gustavo. Und plötzlich wird der Wert der Kunst greifbar, vorstellbar.
Man muss, nein, man sollte sich einlassen, auf dieses ganz besondere Erlebnis mallorquinischer Offerten. Das ist mehr als eine Insel bieten kann.