Es gab mal Zeiten, da gingen die Menschen nach Feierabend oder am Wochenende ins Theater, besuchten ein Museum, aßen Popcorn im Kino, tanzten vor einer Konzertbühne oder klatschten bei sonst einer Aufführung Beifall.
Diese Zeiten scheinen seit Ewigkeiten vorbei. In Theatern, Museen, Kinos und Konzertsälen auf Mallorca herrscht seit Monaten tote Hose. Anbieter von Kulturevents leben ausschließlich von ihrem Publikum. Doch eben dieses Publikum darf nicht mehr zu ihnen kommen. Es muss zuhause bleiben. Aus Angst vor einem unsichtbaren Virus.
Ebenso wie Barbesitzer, Restaurantbetreiber, Hoteliers, Handwerker, Taxifahrer, Bauunternehmer, Dienstleister, Saisonarbeiter und Angestellte diverser Wirtschaftsbranchen werden derzeit auch Musiker, Maler, Bildhauer, Schauspieler, Bühnenbildner, Ausstatter, Regisseure, Maskenbildner oder Licht- und Tontechniker von dem wirtschaftlichen Tsunami der Corona- Pandemie überrollt. Und gehen unter.
„Die Situation ist mehr als nur dramatisch“, sagt Miki Jaume, Manager der „Trui Group“, einem in den 1970er Jahren gegründeten Veranstaltungskonzern, deren verschiedene Unternehmenszweige das gesamte Spektrum der Eventbranche auf Mallorca abdecken können. Also von der logistischen Planung und kompletten Durchführung jeglicher Art an Großveranstaltungen, die Vermittlung und Verpflichtung nationaler oder internationaler Künstler und Stars, bis hin zum Bühnenbau sowie der Vermietung und Installation modernster Bühnentechnik. Seit 2010 gehört zu dem familiengeführten Unternehmen auch das „Trui Teatre“ mit Platz für 2.000 Besucher und einer riesigen Bühne zur Aufführung aller Arten von Shows und Konzerten.
„Aufgrund der Beschränkungen für die Zuschauerzahl von 50 Prozent bedeutet jedes im Theater stattfindende Event einen finanziellen Verlust. Das sieht in anderen Theatern, Kinos, Konzertbühnen oder Museen nicht anders aus. Rentabel wird es für uns erst ab einer Zuschauerauslastung von 75 Prozent.
Davon abgesehen sind Veranstaltungen, Musikkonzerte oder Shows mit Künstlern vom Festland oder dem Ausland kaum noch realisierbar. Viele Musiker, Bands, Orchester oder Theaterensembles gehen derzeit gar nicht auf Tournee beziehungsweise auf Reise“.
Zumindest dieses Problem hat Imma Prieto nicht. Ihr Kulturangebot lässt sich auch ohne Anwesenheit von Künstlern dem Publikum zeigen. Die gebürtige Katalanin leitet seit Oktober 2019 Palmas Museum für zeitgenössische Kunst „Es Baluard“ (siehe auch Seiten 11-12). Allerdings hat auch sie mit einem dramatischen Einbruch der Besucherzahlen zu kämpfen. Nicht zuletzt durch das Ausbleiben ausländischer Urlauber auf der Insel, für die das in die einstige Festungsmauer am Hafen implantierte Modern-Art-Museum zu den größten Sehenswürdigkeiten von Palma gehört. „Bis zum Ausbruch der Pandemie machten Touristen etwa 75 Prozent aller Besucher aus“, sagt Prieto. Das wirke sich derzeit natürlich extrem auf die Einnahmen aus dem Eintrittsticket-Verkauf aus.
Dass Prieto angesichts dieser scheinbar katastrophalen wirtschaftlichen Situation dennoch relativ gelassen bleibt, ist zweierlei geschuldet: Ihrer Selbstsicherheit und internationaler Erfahrung als angesehene Kuratorin und Kunstexpertin, sowie der Tatsache, dass „Es Baluard“ in erster Linie aus öffentlicher Hand finanziert wird. Sowohl Mallorcas Inselrat als auch Landesregierung und Stadtverwaltung sorgen mit einem Jahresetat von rund 250.000 Euro dafür, dass Mallorcas Prestige-Museum bisher nicht die Türen schließen musste. Wenngleich in einem gegenwärtigen Sparmodus.
„Die für Es Baluard veranschlagten Subventionen waren bereits vor der Corona-Krise vollkommen unzureichend. Die derzeitige Situation macht nur deutlicher, woran es in Sachen Kulturförderung seit langem hapert“. Und das gelte nicht nur für öffentliche Museen oder Theater, sondern generell für die gesamte Szene. „Die aktuelle Krise muss den für Förderung und Erhalt der Kunst- und Kulturangebote
Verantwortlichen zu denken geben“, meint Prieto. Es sei jetzt endlich an der Zeit, ein neues, zeitgemäßes und landesweites Finanzierungskonzept zur Unterstützung von Kunst und Künstlern zu entwickeln. Und das sowohl für öffentliche als auch private Projekte und Initiativen.
Auch Miki Jaume von „Trui Group“ warnt vor den sich jetzt schon deutlich abzeichnenden Konsequenzen im Falle einer weiterhin ausbleibenden Intervention von Seiten der Institutionen zur Unterstützung der brachliegenden Kulturevent-Branche. „Ohne öffentliche Hilfen dürften sowohl den Veranstaltern, den in der Branche beschäftigten Profis, als auch den Kunstschaffenden selbst schon sehr bald die Luft ausgehen. Insbesondere unter Freiberuflern und privaten Unternehmen“, so Jaume.
Eine Lösung, um das Publikum trotz bestehender Zuschauer- und Besucherquoten wieder vor die Bühne oder in eine Ausstellung zu bekommen, ist das Internet. Seit Ausbruch der Corona-Pandemie wächst das Angebot an virtuellen Musikkonzerten, Theateraufführungen oder Kunstausstellungen, die man per Videostreaming über den Computer zuhause erleben kann. „Die digitale Kommunikation ist ein Thema, mit dem wir uns in Zukunft verstärkt auseinandersetzen“, sagt Maria Gràcia Salvà, Direktorin von Mallorcas kulturhistorischem „Museu de Mallorca“. Dass Museumsbesucher am Bildschirm durch die Ausstellungssäle klicken, sei allerdings nur ein Ersatz, um Kunst und Kultur „hautnah“ zu erleben, so Salvà in einem Zeitungsinterview.
Für Imma Prieto ist das Internet als neue Besucherplattform ebenfalls nur zweite Wahl. „Die Menschen verbringen derzeit mehr Zeit vor einem Bildschirm als im persönlichen Gespräch mit anderen. Filme, Nachrichten, Social-Media-Chats. Das alles wird sich reingezogen, ohne dass es Zeit dafür gibt, die Flut von Bildern und Infos zu verdauen. Das kann nicht die Lösung sein“.
Sie will in Zukunft auf Kleinheit setzen. „Wir müssen einfach lernen, uns in kleineren Kreisen zu bewegen. Wir bieten in Es Baluard aus diesem Grund seit einiger Zeit Führungen aber auch Workshops für Familien oder Mini-Gruppen an. Eine Ausstellung, ein Konzert oder eine Theateraufführung kann doch auch vor wenigen Zuschauern stattfinden. Das schafft zudem die Möglichkeit, sich mit dem Kunstangebot sehr viel intensiver auseinanderzusetzen“.
Auditorium Palma
Vom klassischem Ballett bis
zum Broadway-Musical
Paseo Marítimo
www.auditoriumpalma.com
Teatre Principal
Wunderschönes Stadttheater
Carrer de la Riera, 2
www.teatreprincipal.com
Es Gremi
Konzertsaal mit Café, Club
und Studios für Musiksessions.
Industriegebiet Son Castelló
www.esgremi.com
Es Baluard
Museum für zeitgenössische Kunst
Placa de la Porta
de Santa Catalina
www.esbaluard.org
Museu de Mallorca
Ausstellungen zur Kultur und
Geschichte auf den Balearen
Carrer de la Portella, 5
www.museudemallorca.caib.es
Fundació Miró
Atelier-Museum des weltberühmten Malers Joan Miró (1893-1983)
Calle de Saridakis, 9
www.miromallorca.com
Theater Manacor
Bühnestücke, Konzerte, etc.
Passeig del Ferrocarril
www.teatredemanacor.cat
Auditorium Alcudia
Großer Bühnensaal für Theater,
Musikkonzerte und andere
Veranstaltungen.
Placa de la Porta de Mallorca
www.auditorialcudia.net
Teatre Artà
Charmantes Stadttheater
Calle de Ciutat, 1, Artà
www.teatrearta.cat
Museu Sa Bassa Blanca
Spektakulärer Skulpturen- und Museums-Park des dort lebenden Kunstmäzen-Ehepaares Yannick
und Ben Jakober
Camino de Collbaix, Alcúdia
www.msbb.org
Can Prunera
Wunderschönes Museum
für Jugendstil-Kunst in Sóller
Carrer de Sa LLuna, 86
www.canprunera.com
Museu Sacacorchos
Ausstellung von mehr als
150 historischen Korkenziehern.
Calle Bonany, 7 , Vilafranca
Tel. 601 98 00 12 Facebook
Museu Maritim de Mallorca
Alles über die Geschichte der Seefahrt auf den Balearen.
Calle Santa Caterina d´Alexandria,54
Sóller
museumaritim.conselldemallorca.cat
Teatre Lloseta
Theater, Musikkonzerte, etc.
Carrer es Pou Nou, 1, Lloseta
www.teatrelloseta.com
CCA Andratx
Museum und Kulturzentrum
Carrer S´estanyera, 2, Andratx
www.ccaandratx.eu
Teatre Alaró
Theater, Performance, Musik
Carrer de Sant Vicenc Ferrer, 33
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Hinweis:
Aufgrund der
derzeitigen Einschränkungen
hinsichtlich öffentlicher Events
sollte man sich stets vorab
über die aktuellen
Öffnungszeiten der jeweiligen
Veranstaltungsorte
informieren!