Freizeit Marc Fischer 28/02/2022

Nur Sand und Strand? Von Wegen!

Wandern auf Mallorca die 10 schönsten Touren Inselzeitung

Nur Sand und Strand? Von Wegen! Wandern auf Mallorca

Einsame Pfade, herrliche Rundwege und spektakuläre Aussichten – Mallorca ist in Sachen Wandern längst kein Geheimtipp mehr. Die Routen werden immer umfangreicher, und die Landesregierung schafft fleißig die entsprechende Infrastruktur. Step by step – so, wie der Wanderer auf herrlichen Touren unterwegs ist.

Es gibt in Sachen Wandern wahrlich viel zu tun für die Balearenregierung: Kennzeichnungen werden angebracht, Trockenmauern saniert oder neu gestaltet, und neue Herbergen geschaffen. Es tut sich was im mallorquinischen „Hinterland“, das bei Aktivurlaubern alles andere als „hinten an“ steht, sondern in den Mittelpunkt des Interesses gerückt ist.
Bereits Ende 2017 präsentierte die Balearen-Universität eine Studie, die Zahlen zum Wandertrend auf Mallorca lieferte. Von den knapp 240 befragten Wanderurlaubern war der Großteil über 60 Jahre alt. Doch der Schnitt hat sich gewandelt, bestätigt Bergführer und Outdoor-Experte Jeremy Hansen vom Unternehmen Outdoor Adventure Sports auf Mallorca. Er begrüßt Tourenfans im Alter zwischen 40 und 50 Jahren, unter anderem auch immer mehr Familien mit Kindern. Jüngere Altersgruppen setzten vor allem auf Trekking, Trails und Outdoor-Travel, sagt Hansen.

Am beliebtesten ist, nach wie vor, die Trocken­mauerroute mit dem schlichten Namen GR221. Ein Fernwanderweg, der in seinem Kern über 150 Kilometer quer durch die Serra de Tramuntana verläuft, aber inzwischen viele Streckenableger besitzt. Doch die Insel bietet unzählige Routen, die von A nach A, oder von A nach B oder C oder… Ach, erwandern Sie Mallorca doch einfach selbst. Wir haben einige interessante Strecken für Sie zusammengestellt.

Torre de Verger Banyalbufar Mallorca Aussichtsturm Tramuntana
Blick entlang des Tramuntana Gebirges Mallorca

Meer, Steilküste  und ein flüsternder Felsen

Wir beginnen unsere leichte Tour im kleinen Küstenort Port d’es Canonge, den Sie über eine serpentinenreiche Strecke, ausgehend von der Ma-12 bei KM 80, erreichen. Vom Parkplatz direkt am Meer geht es über ein Plateau aus rot gefärbtem Sandstein zum Anfang des Pfades. Der liegt etwas versteckt zwischen dicht bewachsenen Büschen und führt zunächst durch einen ausgetrockneten Torrent. Nach einem kurzen Anstieg präsentiert sich der erste, spektakuläre Blick über die Küste mit ihren Kiefern und den steilen Felsen. Der Weg führt vorbei an den Resten einer alten Köhlerhütte zum Meer, bevor er dann, zunächst gut ausgebaut, in Richtung Berge ansteigt. Schließlich geht es rechts auf den eigentlichen Pfad, der sich entlang der Küste schlängelt. Immer wieder bieten sich wunderbare Blicke durch bewaldete Abhänge auf das kristallklare Meer in der Tiefe. Der Wechsel von sonnigen und schattigen Etappen macht die Strecke auch im Sommer zu einem schönen Erlebnis. Beeindruckend ist ein etwa auf der Hälfte gelegener Steilfelsen aus Sand- und Kalkstein mit vielen Öffnungen. Bei entsprechender Wetterlage mit leichtem Wind, scheint die Felswand zu flüstern. Ohne große Höhenunterschiede endet der Pfad auf einem Parkplatz vor Banyalbufar. Von hier aus bietet sich ein schöner Blick über den Ort mit seinen Terrassen aus arabischer Besatzungszeit. Wer möchte, kann am Straßenrand bis in den Ort selbst weiter wandern und eines der örtlichen Restaurants besuchen.

Port de Sóller von oben: Viele Olivenbäume und ein Leuchtturm

Die anspruchsvolle Tour sollte man mit einer guten Grundkondition angehen. Immerhin umfasst sie rund 14 Kilometer. Aber die Anstrengung lohnt sich. Startpunkt ist der Parkplatz es Polvorí. Zwischen Meer und Bergen führt die Route zunächst in und durch Pflanzungen mit uralten Olivenbäumen, angelegt in Terrassen aus Trocken­mauern. Mittendrin tauchen immer wieder Ziegen und Esel auf. Bereits nach etwas mehr als drei Kilometern bietet sich ein spektakulärer Blick auf den Hafen von Sóller. Weiter geht es durch Olivenhaine, bis nach weiteren drei Kilometern ein gepflasterter Pfad auftaucht. Der einstige Postkutschenweg erfordert Trittsicherheit und festes Schuhwerk. Vor allem bei nasser Witterung sollte man vorsichtig unterwegs sein. Dem folgen wir für weitere, etwa eineinhalb Kilometer, bis wir schließlich den Leuchtturm Cap Gros erreichen. Von hier aus hat man einen wunderbaren Ausblick auf den benachbarten Leuchtturm Cap Creu, den Hafen, den Torre Picada sowie den Puig de Bàlitx. Neben dem Leuchtturm befinden sich eine Herberge, die Teil der Trocken­mauerroute GR221 ist. Angenehm ist, dass es im Refugio Getränke und kleine Snacks gibt. Der Kaffee gehört, laut Berichten von Wanderern, zu den besten der Insel. Em­pfehlenswert ist auch, neben der Beschilderung auf gutes Karten­material zu setzen. Nicht jede Wegführung ist leicht zu erkennen.

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Blick auf Port de Soller Mallorca
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Cuber-Stausee in der Tramuntana Mallorca

Gebirgstour am Puig de l’Ofre mit herrlichen Bergsichten

Eine anspruchsvolle Wanderung, die nicht nur Kondition und entsprechende Ausrüstung, sondern auch alpine Erfahrung voraussetzt. Sie beginnt auf dem Parkplatz am Cúber Stausee inmitten der Tramuntana. Wer im letzten Moment die anstrengende Wanderung scheut, kann eine Runde um den See machen; sie dauert knapp eineinhalb Stunden. Die erste Etappe der eigentlichen Tour ist einfach und wird begleitet von Eseln und Schafen, die hier als natürliche Landschaftspfleger eingesetzt werden. Dann geht es hinauf zum Coll d’Ofre, der nach rund vier Kilometern Anstieg erreicht ist: Ein immergrüner Gipfel mit schönem Rastplatz und spektakulärem Blick auf den Stausee. Nach einem weiteren Kilometer und teils anstrengendem Aufstieg über den Barranc de Biniaraix erreichen wir den Coll d’en Poma, der in einer Höhe von 875 Metern liegt. Die Gegend lädt zu einer Pause ein. Wer sich keinen Schlaf gönnen möchte, kann die Ausblicke genießen. In der Ferne sind im Nordosten Sóller und das Meer zu erkennen. Auf dem Coll gabelt sich der Weg. Die eine Richtung führt hinauf zum Puig de l’Ofre (ca. 1,5 km), die andere setzt unseren Rundweg fort. Immer wieder geht die Sicht über die Berge der Serra de Tramuntana. Weiter führt der nun alpine Pfad durch die faszinierende, hochgelegene Landschaft der Insel. Die Ausblicke auf die Berge bleiben unvergesslich. Immer wieder werden Wanderer von Schafen und Ziegen am Weg begleitet. Zurück geht es in anspruchsvollem Abstieg zum Cúber-Stausee und dem Beginn der Wanderung.

Cineastische Reminiszenzen und ein Aufstieg, der es in sich hat

Eine Wanderung im Westen der Insel, deren Startpunkt Torà an der Cala Fornells auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar ist. Die Strecke von insgesamt knapp neun Kilometern umfasst in der Regel begehbare Wege, besonderes Können in Sachen Bergtouren ist nicht erforderlich, festes Schuhwerk ist allerdings Pflicht. Die Tour beginnt an der traumhaften Buch Cala Fornells. Nach etwa drei Kilometern erreicht man die Mönchsbucht. Die idyllische Badeecke wurde als Kulisse für den Spielfilm „Das Böse unter der Sonne“ aus dem Jahr 1982 weltberühmt. Heute ist die Bucht vor allem bei FKK-Fans beliebt. Weiter geht es hinauf zum Cap Andritxol. War es bislang ein „easy going“, ist der Weg nun mit großen Steinen „gepflastert“, über die man behende springen sollte. Vor allem ab dem Torre wird es anspruchsvoll. Die Anstrengungen werden allerdings durch einen tollen Blick aufs Landesinnere sowie entlang der Küste belohnt, getreu dem Motto „Vor den Lohn haben die Götter den Schweiß gesetzt“. Vom Cap selbst geht die Sicht über Camp de Mar und die Bucht von Peguera. Der Wachturm wurde zwischen 1579 und 1582 erbaut und gehört zur inselumgreifenden Verteidigungsanlage entlang der Küste Mallorcas. Abschließend führt die Strecke an der westlichen Seite des Cap zurück zum Ausgangspunkt Torà.

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Blick entlang Coll Braix Mallorca

Talaia d’Alcúdia: Dem Himmel so nah

Die mittelschwere Wanderung führt über vorwiegend gut beghbare Wege, erfordert allerdings Trittsicherheit und, wie immer, festes Schuhwerk. Startpunkt ist die Jugendherberge Ermita de la Victòria auf der gleichnamigen Halbinsel. Ein breiter und bequemer Weg führt hinauf zum Gipfel des Talaia. Schmale Serpentinen winden sich entlang der Felswand, es besteht kaum Gefahr, allerdings sollte man schwindelfrei sein. Auf dem Gipfel angekommen, bietet sich eine unvergessliche Aussicht auf die Badia de Pollença, zum Puig Romaní, zum Cap Formentor und dem Penya Roja. Weiter geht es, vorbei an einer Steilklippe mit Blick auf die Cala des Coll Baix. Nach sechseinhalb Kilometern gelangt man zu einem Wegkreuz, bei dem man sich entscheiden kann, dem eigentlichen Weg zu folgen oder eine zusätzliche Strecke zu erwandern. Tatsächlich gibt es nicht nur drei, sondern vier Pfade, die von hier aus in verschiedene Richtungen führen. Beim vierten, nocht sofort erkannbaren, Weg handelt es sich um einen Kammweg, der direkt und erneut zum Talaia d’Alcúdia führt. Markiert ist die Route mit Steinmännchen und roten Punkten. Wir bleiben auf unserer Tour und gelangen, mit weiteren Ausblicken auf Port de Pollença und die Berghänge nach rund zehn Kilometern wieder zur Jugendherberge.

Oliven, steinige Stufen, und ein leckeres Finale

Das Castell d’Alaró in den Hängen der Tramuntana ist über verschiedene Wege erreichbar. Einer der schönsten beginnt in Los Damunt. Auch hier sollte man konditionell in Form sein, Trittsicherheit und Wanderschuhe sind Voraussetzung. Zunächst wandern wir durch Olivenhaine, in der die Stille zuhause ist. Die uralten Bäume erzählen Geschichten aus längst vergangener Zeit. Schließlich geht es durch ein privates Grundstück auf einen aus alten Steinen gepflasterten, ansteigenden Weg. Von hier aus gibt es die ersten, schönen Ausblicke über die Insel in Richtung Süden. Nach etwas mehr als einem Kilometer durchqueren wir das grüne Tal von Prient mit seinen Olivenbäumen. Die letzte Etappe hinauf zum Castell führt über rustikale Stufen aus alten Steinen. Immer wieder bietet die Strecke herr­liche Blicke in und über die Landschaft. Bei Regenwetter ist hier besondere Vorsicht geboten, denn die Stufen können rutschig sein. Vom Castell d’Alaro aus geht die Sicht auf die Gipfel der Tramuntana bis zur Halbinsel La Victòria und zum Cap Ferrutx. Beim Abstieg lohnt die Einkehr im urigen Hof Es Verger. Hier kommt die beste Lammschulter der Insel auf den Tisch.

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Blick vom Castell dÀlaro Mallorca
Wandern auf Mallorca