Torre de Verger – Der Wachturm der Seelen, oder Mythen und Aussichten
Der Wachturm der Seelen, oder Mythen und Aussichten
Der Torre der Verger gehört zwar nur zum Netz von ehemals 85 Wachtürmen der Insel, aber bestimmt ist er der mit einer großartigen Aussicht über die Nordküste Mallorcas und vielleicht sogar der mit der traurigsten Geschichte.
Wenn man dem Erzherzog Salvator glauben schenken darf, dann ist der Standort des Torre de Verger oder Sa Torre de Ses Ánimes mit einer eher rühr seligen Geschichte verbunden. So schreibt der Erzherzog in seinem Buch: „“Ein alter Mann aus Banyalbufar war der Besitzer des Kiefernwaldes, der den Turm umgab, aber er wollte ihn nicht verkaufen, weil er ihn von seinem Vater geerbt hatte. Nach drei Jahren ging der alte Mann mit einer Axt auf sein Land, um die dicken Äste der Kiefern zu beschneiden; plötzlich rutschte der Mann aus und stürzte die Klippe hinunter. Dann ging ich zum Sohn des alten Mannes, der mir das Land verkaufte, denn für ihn war der Tod ein Fluch, weil er mir das Land nicht verkaufen wollte“ (aus dem Buch „Torres y Atalayas de Mallorca“ Lluis Salvador de Austria). Eine Kette von Türmen Ob so oder anders, in Jahr 1579 wurde der Turm an dieser Stelle errichtet. Der aus Manacor stammende Gelehrte Binimeles hatte im Vorfeld bereits die notwendigen Standorte der zu erbauenden Türme ermittelt. Sinn und Zweck dieser Wachturm- Linie war die Beobachtung der Küstenregionen und die schnelle Benachrichtigung der Hauptstadt bei Gefahr vom Meer. Und die gab es seinerzeit wohl reichlich, Piraten und Plünderer hielten Mallorca für ein lohnendes Pflaster. So wurde im Abstand von je 18,5 km eine Kette von Türmen rund um die Insel errichtet. In den Türmen dienten Wachmannschaften, die bei drohender Gefahr ein Leuchtfeuer entfachten – dieser Lichtschein nahm seinen Weg von Turm zu Turm, bis der Lichtschein letztlich den Palast in Palma alarmierte. Seiner Aussicht hat der heutige Torre jedoch schon früh den Platz eines Beobachtungspostens zu verdanken – vormals stand an derselben Stelle bereits eine einfache Hütte, die eben diesen Zweck erfüllte. Nach seiner Hoch-Zeit als Wachturm geriet der Ses Animes wie alle anderen Wachtürme der Insel ein bisschen in Vergessenheit, bis er 1875 vom Erzherzog Ludwig Salvator von Österreich und Toskana gekauft wurde. Der Mallorca-Liebhaber schrieb dann auch oben erwähntes Buch über Mallorcas Wachtürme und Ihre Geschichte. Im Jahr 1997 wurde er renoviert und steht nun auch unter Denkmalschutz.
Nur noch „Ausflugspiraten“ Heute wird der Turm nur-mehr von friedfertigen Besuchern gekapert, die allein wegen der Aussicht den Weg von Palma, Richtung Esporles auf der MA 10 und dann Richtung Banyalbufar auf sich nehmen. Kurz hinter dem Ortsausgang Banyalbufar Richtung Estellencs thront der Turm auf einem Felsvorsprung. Der Besucher kann auf einem direkt anliegenden kleinen Parkplatz halten und den kurzen Weg zum Torre „erklimmen“. Der kleine Turm mit seinen 8 m Höhe und rund vier Metern Durchmesser bedarf einer gewissen Selbstorganisation. Die kleine Eingangstür ist definitiv nur einzeln zu begehen – gleiches gilt für die befestigte Leiter im Innenraum, um die Aussichtsplattform zu besteigen. Oben angekommen kann man dann aber einen großartigen Blick entlang der Nordwestküste und auf das weite Meer genießen.
Wer momentan den Torreta besuchen möchte, muss eine Baustelle auf dem Vorplatz in Kauf nehmen, der Zugang zum Turm und der „Aufstieg“ zur Plattform sind aber gegeben. Der Besuch des Turms ist kostenlos und lässt sich gut mit einer Küstentour in der Tramuntana verbinden. Vielleicht sehen Sie ja doch den ein oder anderen Piraten auf seinem Weg, wir wünschen Ihnen viel Spass beim Erkunden!