Corona Krise Mallorca – Der Flug ins Ungewisse
Ein paar Krähen genießen an diesem Donnerstag die wärmenden Sonnenstrahlen auf der Runway des Flughafens von Palma. Wo in den vergangenen Jahren zu diesem Zeitpunkt Jets im Minutentakt starteten und landeten, herrscht im April 2020 gespenstische Ruhe. Die wenigen Flüge, die auf der Piste ablaufen, können die Fluglosten im Tower an einer Hand abzählen. Deshalb ist auch nur noch eine Bahn in Betrieb. Ob Start oder Landung – die Lage ist mehr als überschaubar.
Kosten steigen bei fehlenden Umsätzen
Längst nicht mehr abzusehen ist hingegen der Kurs, in den die Luftfahrt aufgrund der Corona-Krise steuert. Es geht um die fehlende Bewegung. Ein Flugzeug am Boden verdient kein Geld. Es wird zu einem Fass ohne Boden. Standzeiten – sie kosten. Wartung – sie ruht nicht und kostet. Verschleiß – er setzt sich fort und kostet.
Es geht den Airlines an die Substanz. Damit ist längst nicht nur die mobile und finanzielle gemeint. Der Faktor Personal, der die Technik Fliegen erst ein Stück weit menschlich macht, durchlebt emotionale Abgründe mit ungewissem Ausgang. Es fehlt der viel beschriebene Crewalltag, das Miteinander von Kolleginnen und Kollegen, der Umgang mit Passagieren. Corona hat auch diese, für einen "echten Flieger" besondere Momente, einfach von Bord geworfen. Von den Beschäftigungsperspektiven einmal abgesehen. Die kommen zur Belastung noch hinzu.
Balearen mit besonderer Bedeutung
Nun steht der Sommer vor der Tür. Die Saison für den Flugverkehr schlechthin. Ryanair bleibt bis auf Weiteres am Boden, ebenso Konkurrent Easyjet. Wie es weitergeht, kann man dort derzeit nicht sagen. Man müsse sehr kurzfristig entscheiden, heißt es. Perspektiven, ab wann die ersten dunkelblauen oder orangefarbenen Flieger wieder starten, seien unseriös.
Die anderen Player üben sich derweil – wenn überhaupt – in Parolen: Die Balearen, speziell Mallorca, hätten stets eine besondere Bedeutung, erklärte eine Condor-Sprecherin. Deshalb habe man auch einen Basis-Flugplan zwischen Frankfurt am Main und Palma aufrechterhalten.
Auch Eurowings setzt in Corona-Zeiten auf den Erhalt der Anbindung von Mallorca nach Deutschland. Für weitere Entscheidungen fehlten aktuell Planungsgrundlagen, sagte Pressesprecher Matthias Burkard auf Anfrage. Auch zur Sommersaison könne man noch nichts sagen. "Das hängt von der Situation bei den jeweiligen nationalen Reisebeschränkungen ab", so Burkard.
In den Startlöchern
Konkreter wird Tui. Das Unternehmen erklärt auf Anfrage, die Reisemöglichkeiten hingen zum einen von der Entscheidung der Bundesregierung ab und zum anderen an Freigaben der einzelnen Urlaubsländer. "Wir sind aktuell bereits mit den Regierungen vieler Urlaubsländer im Gespräch, die sich jetzt auf den Urlaub 'nach Corona' so gut wie möglich vorbereiten können." Man rechne bei Tui fest mit einem Sommerprogramm, wenn auch in abgespeckter Form. Genaue Daten könne man noch nicht nennen. Für die Insel gilt: "Sobald Mallorca grünes Licht gibt, sind wir in der Lage, wieder Reisen anzubieten. Auch die Partner, allen voran die Hoteliers, stünden in den Startlöchern.
Das sollte man als "Mallorca-Flieger" wissen:
Wer einen Flug buchen möchte, kann auf das bestehende Basisangebot zugreifen. Vor dem Buchungsabschluss muss man bestätigen, dass man symptomfrei ist und keinen Kontakt zu COVID-19-Erkrankten hatte und hat.
Fast täglich kann es weiterhin Veränderungen in den Flugzeiten oder sogar Absagen geben. Daher sollten Passagiere ihren Flugstatus regelmäßig eigenständig überprüfen. Die Mitteilung via E-Mail gilt derzeit als weniger verlässlich, denn die Server der Fluggesellschaften sind noch immer ausgelastet.
Fluggesellschaften sichern ihren Kunden derzeit kostenlose Umbuchungsmöglichkeiten zu. So sollen Buchungen risikolos sein und Passagieren größtmögliche Flexibilität bieten.
Flugpreis oder Gutschein?
Wer von seinem abgesagten Flug zurücktreten möchte, hat grundsätzlich das Recht, den Flugpreis erstattet zu bekommen. Die Airlines sind dazu übergegangen, betroffenen Kunden, statt der Rückerstattung, Gutscheine über den Betrag auszustellen. Verbraucherschützer kritisieren dieses Vorgehen. Vor den Gerichten in Palma sind bereits die ersten Klagen eingegangen.
Tatsächlich muss aktuell kein Kunde einen Gutschein akzeptieren. Es gibt für deutsche Reisende zwar einen Beschluss der Bundesregierung, das letzte Wort hat aber die EU. Das heißt, Passagiere können auf die Rückerstattung des Flugpreises bestehen, es gilt für Airlines die Pflicht zur Rückzahlung.
Wie Erstattung beantragen?
Normalerweise haben Airlines Online-Kontaktformulare vorbereitet. Nach Einsendung erfolgt die Bestätigung des Eingangs per E-Mail. Falls nicht reagiert wird: Dranbleiben. Die Rückzahlung sollte schriftlich eingefordert werden. Am besten per Einwurfeinschreiben und mit 14-Tage-Frist. Danach kann eine Zahlungsklage erfolgen.
Entschädigungszahlung möglich?
Hier haben Kunden eher schlechte Karten. Die EU-Kommission ist der Auffassung, dass eine Annullierung zu Corona-Zeiten auf außergewöhnliche Umstände zurückzuführen ist. Das gelte auch für kurzfristige Absagen, beispielsweise wegen mangelnder Auslastung aufgrund von Corona. Hier könnten allerdings die Gerichte einiges zu tun bekommen. Denn mangelnde Auslastung, unabhängig vom Grund, hat wirtschaftliche Gründe. Und in diesem Fall müsste die Airline zahlen.