Der britische Regisseur Guy Hamilton hatte schon immer ein Auge für das Außergewöhnliche. So entführte er das Kinopublikum in seinem 1982 entstandenen Spielfilm „Das Böse unter der Sonne“, nach einem Roman von Agatha Christie, nach Sa Dragonera. Das kleine Inselchen vor der Westküste Mallorcas ist als fiktiver Schauplatz der Handlung lediglich kurz im Vorspann zu sehen. Doch während des 117 minütigen Streifens geht der Zuschauer davon aus, dass Meisterdetektiv Hercule Poirot, gespielt von Sir Peter Ustinov, genau hier ermittelt. Viele Szenen des Films entstanden auf Mallorca (siehe auch IZ 06/2022), doch Sa Dragonera genügte ein kurzer Moment des Intros, um vielen Cineasten und Krimifans unvergessen zu bleiben.
Liebe auf den zweiten Blick
Lage, Silhouette und Ausmaße von Sa Dragonera sind tatsächlich beeindruckend. Nur rund 800 Meter von der Küste gelegen, und doch irgendwie uneinnehmbar, in der Form an einen im Meer ruhenden Drachen erinnernd – daher der Name – felsig, trocken, geheimnisvoll. Man muss Sa Dragonera einfach lieben, obwohl die Insel nicht gerade liebenswert erscheint. Es ist so etwas, wie die Liebe auf den zweiten Blick.
Anreise per Boot
Sa Dragonera ist ein Paradies, mit unberührter Flora und Fauna, weitab der touristischen Hochburgen mitsamt ihrem Trubel. Die Besucherzahlen sind begrenzt. Gruppen über zehn Personen benötigen eine Anmeldung beim Servei de Medi Ambient des Inselrats, der eine Sondergenehmigung ausstellt. Die übrigen Gästezahlen regelt das Anreiseverfahren.
Sa Dragonera ist nämlich nur per Boot zu erreichen. Kleine Schiffe legen mehrmals täglich vom Küstenort Sant Elm ab, die Überfahrt durch den Canal des Freu dauert rund 15 Minuten. Einzelne Fahrten gibt es übrigens auch von Peguera aus, allerdings dauert die Tour entsprechend länger. Die Boote legen in der Cala Lladó an, der „Räuberbucht“.
Hier beginnt für die Inselbesucher die Entdeckungsreise auf der Dracheninsel. Ein kleines Besucherzentrum informiert über die Geschichte Sa Dragoneras, sowie verschiedene Wege und Ziele. Angeboten werden vier Wanderungen, für die man festes Schuhwerk und Proviant dabei haben sollte, vor allem Wasser.
Der längste Weg führt zum alten Leuchtturm auf dem Berg Na Pòpia, der höchsten Erhebung der Insel. Gute vier Stunden sollte man einplanen. Die Highlights, die Sa Dragonera bietet, sind die stillen, ruhigen, versteckten Details einer wunderschönen Naturinsel: Pflanzen, Gesteinsformationen und, ja, dann gibt es auch noch die Echsen. Sie sind ungefährlich, meist getarnt, man sollte ein Auge für sie haben.
Sa Dragonera ist eine echte, naturbelassene Felseninsel, ohne Schnickschnack oder Sehenswürdigkeiten. Das Besondere ist die Insel selbst.