Indien entwickelt ersten DNA-Impfstoff gegen Covid-19
Indien entwickelt ersten DNA-Impfstoff gegen Covid-19
Bei den bisherigen Vakzinen gegen Corona handelte es sich um sogenannte Vektor- und mRNA-Impfstoffe.
Indien geht nun einen Schritt weiter.
Die beiden BioNTech-Gründer Türeci und Sahin sowie die Biochemikerin Karikó werden mit dem Paul-Ehrlich-Preis geehrt. Die Auszeichnung erfolgt für ihre gemeinsame Forschung und Entwicklung sogenannter mRNA-Impfstoffe, zu denen auch der Corona-Impfstoff des Unternehmens gehört. Von den Geehrten haben viele Menschen erst im Zuge der Pandemie gehört, doch ihre Forschungsarbeiten dauerten rund 40 Jahre.
Notfallzulassung ab 12
An neuen Wirkweisen von Impfstoffen geforscht wird allerdings weltweit, unter anderem in Indien. Das indische Pharmaunternehmen Zydus Cadila hat jetzt den ersten DNA-Impfstoff gegen Covid-19 entwickelt. Sein Name: ZyCoV-D. Studien zeigten eine allgemein gute Verträglichkeit, zudem sei das Arzneimittel sicher. Der Impfstoff wurde im September im Rahmen einer Notfallzulassung zur Anwendung genehmigt, und zwar für Personen ab 12 Jahren. Ein Artikel im Fachmagazin „Nature“ verweist auf eine Schutzwirkung des Arzneimittels von 67 Prozent.
Verabreichung ohne Piks
Interessant am neuen Vakzin ist die Verabreichung: Sie erfolgt nicht durch Piks, wie bei den uns bekannten Impfstoffen, sondern durch ein nadelloses Injektionssystem namens PharmaJet Tropis®, das unter der Haut liegt. Dieses gibt die insgesamt drei Dosen im Abstand von jeweils vier Wochen frei. Die Applikation des Impfstoffs unter der Haut hat einen Grund. Doch dazu später.
Vorteile der DNA-Impfstoffe
DNA-Impfstoffe sind einfach herzustellen und stabiler als mRNA-Impfstoffe. Das zeigt sich an der Lagerungstemperatur: ZyCoV-D muss nicht tiefgekühlt und nach dem Auftauen innerhalb einer bestimmten Frist verabreicht werden. Es wird bei 2 bis 8°C aufbewahrt und zeigt selbst bei 25°C noch eine gute Stabilität über drei Monate. Darüber hinaus können DNA-Vakzine, ebenso wie mRNA-Impfstoffe, schnell an Virusvarianten angepasst werden.
Die Forschung läuft seit den 1990er Jahren. Neben allen Vorteilen gibt es bei DNA-Impfstoffen allerdings auch Herausforderungen: Sie müssen in den Zellkern eindringen, um zu wirken; mRNA-Impfstoffen genügt das Zytoplasma, also der Bereich, der den Zellkern innerhalb der Zelle umgibt.
Schnelle Wirkung über Hautzellen
Die Lösung schaffte man mit dem bereits angesprochenen Unter-der-Haut-Applikationssystem: Der Impfstoff ZyCoV-D wird nicht ins Muskelgewebe injiziert, sondern unter der Haut deponiert. Wir wissen: Die Haut ist nicht nur das größte Organ unseres Körper, sondern dient auch der Abwehr von schädigenden Eindringlingen. Das hat man sich zunutze gemacht. Der Bereich unter der Haut ist reich an Immunzellen, die Fremdkörper, wie beispielsweise auch Impfstoffpartikel, rasch aufnehmen und verarbeiten. Damit gelangt der Wirkstoff schnell und ohne Umwege über den Muskel an sein Ziel.
Zukunft des Impfens?
Mit ZyCoV-D konnte gezeigt werden, dass DNA-basierte Impfstoffe prinzipiell vor einem symptomatischen COVID-19-Verlauf schützen und bei der Kontrolle der Pandemie helfen können. Allein das ist nach Ansicht der Forscher von entscheidender Bedeutung. Insgesamt sind aktuell fast ein Dutzend DNA-Impfstoffe in der klinischen Erprobung. Indien hat vorgelegt. Wenn sich DNA-Impfstoffe insgesamt als erfolgreich erweisen, da sind sich Wissenschaftler einig, ist das die Zukunft des Impfens – nicht nur bei Corona.