Mallorca – Unters Skalpell statt unter Palmen
Ob kleine Busen, schief sitzende Zähne, spärlicher Haarwuchs oder unschöne Krampfadern: So richtig zufrieden sind viele Menschen mit ihrem Aussehen nicht. Vielleicht ein Grund dafür, warum es Tausende von ihnen jedes Jahr in ferne Länder zieht, um sich von Schönheitschirurgen, Zahntechnikern und Gynäkologen behandeln zu lassen.
Keine offiziellen Zahlen
Der sogenannte Schönheits- und Gesundheitstourismus hat viele Formen, richtig fassbar ist er aber nicht. „Es gibt keine offiziellen Zahlen darüber, wie viele Urlauber pro Jahr nach Mallorca kommen, um sich einer ärztlichen Behandlung der Schönheitsoperation zu unterziehen“, sagt Dr. Manuel Lopetegui, Chefchirurg an einer bekannten Privatklinik in Palma. Und das ist auch gut so. Diskretion ist gerade in der plastischen Chirurgie ein wichtiger Teil des Geschäftes.
Parallel zur Nachfrage wächst auch das Angebot an Schönheits- und Gesundheitsbehandlungen auf der Insel. Neben deutschen Fachärzten, Zahnlaboren oder ganzen Ärztezentren bieten in zunehmendem Maße auch viele spanische Privatkliniken und Gesundheitsträger auf Mallorca spezielle Angebote für deutsche, britische, skandinavische oder osteuropäische Patienten. Allein in der Clínica Juaneda beschäftigen sich rund zehn Ärzte mit ästhetischen Korrekturen wie Fettabsaugungen, Faceliftings und Augenlidstraffungen. Ende April ging bereits die erste Incoming-Agentur (siehe Seite 6) für Beauty-Urlauber auf Mallorca an den Start, eine recht ungewöhnliche Symbiose aus Schönheitschirurgie und Luxushotel.
„Verjüngungseffekt“
Die Gründe dafür, dass ausländische Frauen und Männer nach Mallorca reisen, um sich hier einer ästhetischen oder medizinischen Behandlung zu unterziehen. „In den meisten Fällen suchen unsere Patienten ein hohes Maß an Anonymität“, sagt Schönheitschirurg Lopetegui. Wer nach zwei Wochen Inselurlaub mit straffer Gesichtshaut in die Heimat zurückkehrt, braucht anschließend seinen Bekannten nur zu erzählen, dass das mediterrane Wetter einen echten Verjüngungseffekt hat. Ob sie es glauben, ist dann ihr Problem.
In Sachen künstlicher Befruchtung (siehe Seiten 4 und 5) sind einzig und allein die liberalen Gesetze in Spanien ausschlaggebend dafür, dass ausländische Frauen auf die Insel reisen, um ihren Wunsch nach eigenen Kindern wahr werden zu lassen. Bei anderen Behandlungen, wie beispielsweise in der Zahnmedizin können Anbieter auf Mallorca oftmals mit günstigeren Preisen als in Deutschland, Österreich oder der Schweiz trumpfen.
Andreas John