Glauben Sie mir (bitte nicht). Das Soldatenleben vor rund 500 Jahren auf Mallorca war keineswegs ein Zuckerschlecken. Im wahrsten Sinne des Wortes. Neben den jedes Jahr pünktlich zu Ostern oder irgendeinem anderen gerade auf der Insel anstehenden Volksfest hereinbrechenden Angriffen schwarzhäutiger, gepiercter und mit knallbunten Pluderhosen bekleideten Piraten aus dem Morgen- oder Abendland – hatten die Soldaten auf der Insel damals am ärgsten gegen die erbarmungslos ärmliche Verpflegung zu kämpfen.
So oder ähnlich muss es sich abgespielt haben.
Die Zeiten haben sich natürlich geändert. In Mallorcas ehemaliger Militärfestung Cap Rocat beispielsweise, hoch über der Bucht von Palma gelegen, wären damalige Soldaten heutzutage sicherlich aus keinem Grund der Welt vom Mittagstisch aufgestanden. Und das selbst, wenn die gesamte maurische Flotte gerade Säbel rasselnd an der Tür geklingelt hätte. Grund: „La Fortaleza“ („Die Festung“) heißt das Feinschmecker-Restaurant dieser hinsichtlich ihrer Lage vielleicht spektakulärsten Luxusherberge der Insel.
Auf der Speisekarte des 2010 eröffneten, aber auch für auswärtige Gäste offen stehenden Restaurants, stehen aufwändig zubereitete Gourmet-Gerichte der mediterranen Küche. Der Sinnesschmaus beginnt bereits beim Eintreten in den beeindruckenden und hohen Speisesaal, der ehemaligen Kasernenkantine. Porzellan im Kolonialstil, Leinentischdecken sowie eine von Tischlampen gedämpfte, warme und indirekte Beleuchtung sorgen für ein gänzlich unmilitärisch-romantisches Ambiente. Oder anderes gesagt: „La Fortaleza“ ist geradezu prädestiniert dafür, eine leidenschaftliche Love-Affair auf den Weg zu bringen. Oder zu vertiefen. Wie sonst könnte man es verstehen, dass in dem prächtigen Speisesaal vor allem Zweiertische stehen. Ein Zufall?
Auch das kulinarische Angebot von Küchenchef Victor García und seinem Team wecken teils lüsterne Sinne. Und nach dem Nachtisch möglicherweise die Lust auf mehr. Die Speisekarte des Lokals besteht aus einer kleinen aber feinen Auswahl an wöchentlich wechselnden Gerichten. Empfehlenswert sind die ebenfalls nach Saison variierenden Degustationsmenüs aus drei, vier oder fünf Gängen.
Über die aufgerufenen Preise wollen wir nicht reden. Nur eines sei gesagt: Der Monatssold eines Luftwaffen-Gefreiten in Landshut würde wahrscheinlich für ein opulentes Abendessen zu zweit inklusive Champagner und anschließender Übernachtung in einer der Suiten kaum für die Begleichung der Rechnung am nächsten Morgen ausreichen. Und wenn schon. Wer zum Essen nach Cap Rocat fährt, schaut nicht aufs Geld. Dafür ist diese Location, ein Mix aus filmreifer mittelalterlicher Küstenfestung á la „Piraten der Karibik“ und Edel-Luxus-Hammergeiler Nobelherberge einfach zu schade.
Das Hotelrestaurant war im vergangenen Jahr aufgrund der Corona-Pandemie geschlossen. Sämtliche Infos zur Menü-Karte, den Öffnungszeiten und Tischreservierungen sollten vorab telefonisch oder per Email angefragt werden. Früher war das natürlich anders. Maurische Piraten hätten sich hier jedenfalls niemals auf die Gästeliste setzen lassen. Por favor.
Restaurant „La Fortaleza“
Hotel Cap Rocat
Carrer d´Enderrocat
Llucmajor
Tel. 971 74 78 78
www.caprocat.com