Von wegen Karneval und Fastenzeit. Wer auch in den kommenden Wochen nicht auf deftige Hausmannskost verzichten will, sollte unbedingt das Restaurante "Es Celler" in der kleinen Ortschaft Petra besuchen. Das Lokal gilt nicht nur wegen seiner zentralen Insellage als eine Art Zentrum mallorquinischer Traditionsküche. Serviert werden hier an einfachen Holztischen regionale und deftige Gastro-Klassiker wie „Llom amb col“ (Schweinelenden in Weißkohlwickel) für 12 Euro, „Arròs Brut“ (Reispfanne mit Gemüse und Fleisch) für 7,40 Euro oder „Porcella al forn“ (Spanferkel aus dem Ofen) für 10,80 Euro. Als Beilagen kann man zwischen frittierten Kartoffeln oder gemischten Salat wählen. Die Portionen sind üppig bemessen, mit Hunger verlässt wohl niemand das Lokal.
Deko wie im Naturkundemuseum
Alle Gerichte werden nach überlieferten Rezepten zubereitet. Das gilt auch für die hausgemachte Knoblauch- Mayonnaise „Alioli“, die zusammen mit getoastetem Brot und schwarzen Oliven serviert wird. Die Dekoration im Restaurant gleicht einem mallorquinischen Naturkunde- Museum. An den Wänden hängen altertümliche Landwirtschaftsgeräte, Keramikteller, Ölgemälde, Glasvasen und Fotos von „Anno dazumal“. Dazwischen stehen riesige Fassdeckel aus schwarzem Holz. Sie sind das Relikt aus vergangenen Tagen, als „Es Celler“ noch eine Wein-Bodega war. Ihr Ursprung geht auf das frühe 19. Jahrhundert zurück. In den 70- und 80er Jahren wurde der Gewölbekeller als Dorf-Pub genutzt bis er von den heutigen Eigentümern vor rund 16 Jahren schließlich in ein Restaurant verwandelt wurde.
Im Gegensatz zu seinem Pendant in Palma, der von Stadtouristen hochfrequentierten „Sa Premsa“, geht es im „Es Celler“ wesentlich ruhiger und gemütlicher zu. Im Winter empfiehlt sich ein Sitzplatz vor dem großen Grill-Kamin, in dem Schweine-, Lamm-, und Rindfleisch zubereitet werden. Das Restaurant hat im übrigen an allen Wochentagen im Jahr geöffnet. Und selbst nach 22 Uhr kann man hier noch problemlos bestellen. Interessant: Auch größere Gruppen finden hier an den Tischen mit einer Gesamtkapazität von 120 Plätzen locker Platz.
Natürlich darf es in einer ehemaligen Bodega nicht an Wein fehlen. Wer es rustikal und günstig mag, sollte sich eine Keramik-Karaffe Hauswein – der Liter für 6,90 Euro – bestellen. Auf der Karte werden zudem ein halbes Dutzend weiterer mallorquinischer Tropfen angeboten.
Kräuterschnapps zur Verdauung
Empfehlenswert sind die ebenfalls allesamt hausgemachten Desserts. Der „Gato d´Ametlles“ (Mandelkuchen) für 4,20 Euro wird selbst im Winter mit einer Kugel Mandeleis serviert und schmeckt köstlich. Gleiches gilt für den „Pudding d´Ensaimada“ für 4,20 Euro, einem Art Eierpuddding mit Schmalzgebäck.
Um die nicht gerade fettarme Kost zu verdauen, empfiehlt sich zum Abschluss die Einnahme eines Digestifs in Form eines Glas giftig-grünen „Herbes“ (Kräuterlikörs), der wahlweise trocken, süß oder halb-süß bestellt werden kann.
Fazit: Wer seine Gäste aus Deutschland mit ur-mallorquinischer Traditionsküche überraschen möchte, kann im „Es Celler“ nicht viel verkehrt machen. Die Location ist einzigartig, die Preise relativ günstig und das Essen deftig-lecker. Das Lokal eignet sich dabei sowohl für romantische Dinner zu zweit als auch für feucht-fröhliche Abende mit der ganzen Reisegesellschaft.
„Es Celler“
Carrer de l‘Hospital, 46
Petra
Täglich geöffnet
von 12 bis 23 Uhr.
Tel. 971 56 10 56
Andreas John