Alte Freundschaften sind von unschätzbarem Wert. Sie dauern ein Leben lang, auch, wenn man sich irgendwann einmal aus den Augen verlieren sollte. Manchmal ist ein Wiedersehen einstiger Jugendfreunde Auslöser für fantastische Ideen.
Der Künstler Gustavo, geboren in Cartagena und seit vielen Jahren in Capdepera an der Ostküste der Insel zuhause, kann ein Lied davon singen.
Er hatte den Kontakt zu seinem einstigen Jugendfreund Ramon Servalls verloren. Der war inzwischen Leiter der Bodega Maciá Batle geworden – allerdings war dieser berufliche Werdegang am guten Gustavo vorbeigegangen. Erst als seine Tochter Bettina zufällig eine Reportage über das Weingut machte, gab es ein Wiedersehen.
Verrückte Ideen
Servalls und Gustavo verband schon immer die Liebe zur Kunst. Vor allem war er Fan seines Freundes Gustavo. Der Bodega-Chef wollte daher einen neuen Schritt wagen und Gustavos feinsinnige Werke mit feingeschmacklichem Wein verbinden. Unklar war zunächst, wie man das realisieren könnte.
„Ich erinnere mich, auf der Finca meines mittlerweile verstorbenen Freundes, dem bekannten Hamburger Weinkritiker Hannes Janssen, kostbare Rothschild-Weine mit Etiketten bekannter Künstler, wie Picasso, gesehen zu haben“, berichtet Gustavo und fügt an, „das fand ich sehr interessant und inspirierend.“
Kunstvoll veredelt
Die Idee war geboren. Was Picasso und Rothschild konnten, war für Gustavo und Maciá Batle ein Leichtes. Schließlich gab es jede Menge wunderbarer Werke des Malers, die, abseits der Galerien, auf einem Etikett einen würdigen Platz finden konnten. Gustavo wählte also aus und stellte ein paar Motive seiner Bilder zur Verfügung. Es begann mit zwei bis drei Weinen.
Das Publikum war begeistert. So kamen schon bald einige private Winzer hinzu, die über die Bodega Maciá Batle auch die eigenen Weine mit Gustavos Kunst veredeln wollten.
Die kostbaren Flaschen fanden daraufhin nicht nur Einzug in manchen Weinkeller, sondern auch in Gustavos Galerie „Espai Gustavo“ in Capdepera. „Die letzte Ausgabe war ein Weißwein“, erinnert sich der Künstler, der selbst gar keinen Wein trinkt. „Der ist so gut wie vergriffen – lag es nun an meiner Kunst, oder dem wertigen Tropfen?“, fügt er augenzwinkernd an.
Gustavo hat für seine Wein- Kollektion keine eigenen Werke geschaffen. Er suchte bereits bestehende Werke aus und stellte sie der Bodega zur Verfügung. Das ist für ihn wichtig und seine Philosophie. „So mache ich das immer, wenn ich um ein Motiv gebeten werde“, sagt Gustavo. „Ich male nicht und nichts auf Bestellung.“ – Wenn es für ihn Sinn ergibt, wie im Falle der Weinetiketten, dann dürfe sich der Auftraggeber aber sehr gerne ein Motiv aussuchen. Mit einer Ausnahme: „Für den Wein in meiner Galerie habe ich das Motiv natürlich selbst ausgewählt“, lacht Gustavo.
Berliner Flaschenpost
Die Gustavo-Weine haben längst nicht nur die Insel begeistert. Die Flaschen schafften es sogar bis nach Berlin. Ganz offiziell. „Bei meiner letzten Ausstellung in Berlins größter Kommunalgalerie, Schloss Biesdorf, anlässlich des 50. Jubiläums der Präsenz meiner Kunst in der Hauptstadt, hatte ich ein paar Kisten dem Bildertransport beigefügt“, erinnert sich Gustavo.
Und so landeten die Flaschen nicht bei einem unterhaltsamen Beisammensein, sondern als Ausstellungsobjekt seiner Kunst.
Die Verbindung von Kunst und Wein ist für Gustavo immer wieder vorstellbar. „Bei beiden geht es um Geschmack – warum also nicht?“, sagt er. Ansonsten betrachtet er beides recht nüchtern. „Wenn ich male, dann male ich, und wenn ich esse, dann esse ich – wobei ich dann ehrlich gesagt oft noch in Gedanken bei meinen letzten Kreationen bin.“
Diese feinsinnige Brücke kann in dieser Form eben doch nur ein Künstler wie Gustavo bauen.