Mallorca Weine – Qualität, Vielfalt und Tradition
Erbe und Terroir bewahren: Mallorcas Engagement für charakteristische Herkunftsbezeichnungen und exzellente Weine
Wer Mallorca bereist, kommt um die mediterranen Genüsse der Insel nicht herum. Die mallorquinische Küche ist geprägt von frischen Zutaten und Aromen von saftigen Orangen über feines Mandelnougat bis hin zum knusprig gerösteten Spanferkel. Doch wer denkt, dass es hier nur ums Essen geht, der irrt sich gewaltig. Denn ein wichtiger Bestandteil der gastronomischen Kultur ist natürlich auch der Wein.
Mittlerweile hat sich Mallorca als Weinbau-Insel etabliert und kann mit hochkarätigen Produkten aufwarten, die international Preise gewinnen. Dabei war das Anbauen von Reben auf der Insel lange Zeit nicht von besonderer Bedeutung. Erst König Jaume I. gelang es im 13. Jahrhundert nach der Rückeroberung von den Arabern den eigentlich schon von den Römern eingeführten Weinbau wieder zu etablieren. Die Fremdherrschaft überlebt hatten die Reben nur, weil Rosinen ein sehr beliebtes Lebensmittel waren. Seinen Höhepunkt erlebte der Weinbau dann viel später im 19. Jahrhundert, als auf Mallorca fünf Mal so viel Wein produziert wurde wie heute, bevor die Reblausplage dem Boom abrupt ein Ende setzte.
Masse statt Klasse lautet dagegen das Motto vor allem in den letzten 20 Jahren, nachdem die Weinkultur schon seit den 1960er Jahren aufgrund des Tourismus allmählich wieder Fuß gefasst hatte. Heute gibt es auf Mallorca zahlreiche Weingüter zu entdecken, die ihre Besucher mit Verkostungen und Führungen durch die Weinberge begeistern. Wer also Mallorca liebt, sollte unbedingt auch einen Blick auf seine beeindruckende Weinlandschaft werfen – denn diese gehört genauso zur Insel wie ihre traumhaften Strände und malerischen Dörfer.
Die Ursprungsbezeichnung D.O. Binissalem wurde 1990 eingeführt und nimmt die Inselmitte von Mallorca ein. Ihre Rebflächen mit insgesamt rund 140 Hektar liegen zwischen 75 und 200 Metern über dem Meeresspiegel und erstrecken sich auf die Gemeinden Santa María del Camí, Binissalem, Sencelles, Consell und Santa Eugènia.
Das Anbaugebiet der D.O. Pla i Llevant zählt ebenfalls zu den Gegenden mit langer Weinbautradition auf Mallorca. Die Lagen dieser DO verteilen sich auf die Inselmitte und den Osten über 19 Gemeinden: Algaida, Ariany, Artà, Campos, Capdepera, Felanitx, Llucmajor, Manacor, Maria de la Salut, Montuïri, Muro, Petra, Porreres, Sant Joan, Sant Llorenç des Cardassar, Santa Margalida, Santanyi, Sineu und Vilafranca de Bonany.
Neben den genannten Ursprungsbezeichnungen für Qualitätsweine gibt es auf Mallorca drei weitere geographische Herkunftsangaben, die klar definiert sind: Vino de la Tierra (VdlT) de Mallorca, Vino de la Tierra (VdlT) Serra de Tramuntana-Costa Nord und Vino de la Tierra (VdlT) Illes Balears. Versuche zur Gründung einer für das Marketing förderlichen Herkunftsbezeichnung „D.O. Mallorca“ sind bislang an lokalen Besonderheiten und dem Eigenwillen mancher Winzer gescheitert. Bestimmte Betriebe sind sogar aus der traditionellen D.O. Binissalem ausgestiegen, um besser ihr eigenes Süppchen kochen zu können. Die Zurückstufung von Qualitätswein auf Landwein wird dabei bewusst in Kauf genommen, wobei man teils auf die eigene Größe und Markenbekanntheit setzt. Im Übrigen ist es aber stets erlaubt, das Zauberwörtchen „Mallorca“ auch ins Etikett der etablierten DOs mit aufzunehmen, also zum Beispiel „D.O. Pla i Llevant Mallorca“.
Die als VdlT etikettierten Landweine werden ausschließlich aus heimischem Traubengut hergestellt und in ihrem Anbaugebiet abgefüllt. Die Winzer stellen Rotweine aus Rebsorten wie Callet, Manto Negro oder Fogoneu her. Für die Weißweine werden die Rebsorten Prensal, Chardonnay, Macabeo oder Malvasía verwendet. Die Weine sind zeichnen sich durch die charakteristischen Noten ihrer Rebsorten aus. Die Weißweine sind aromatisch, von blassgelb bis goldgelb in der Farbe und fruchtig bis blumig im Geschmack. Die Rosé-Weine haben eine blassere bis ins Orange tendierende Farbe und sind leuchtend und transparent. Die Rotweine zeichnen sich durch kräftige Aromen aus, sind reich an Tanninen und haben einen vollen Körper im Mund.
Die Inselweine haben sich durch qualitätsbewusste Winzer einen guten, allerdings auch recht hochpreisigen Ruf erworben. Klar, dass auf einer überschaubaren Insel nicht so industriell und ökonomisch gearbeitet werden kann wie in La Rioja. Auf einer Gesamt-Anbaufläche von etwa 2300 Hektar werden jährlich 45000 Hektoliter mallorquinischer Wein produziert, hauptsächlich Rotweine.
Besonders während der Weinlese im September werden in Binissalem und anderen Orten ausgelassene Weinfeste gefeiert. Und auch internationale Kenner sind längst auf den Geschmack gekommen. So empfahl das Feinschmecker-Magazin „Falstaff“ im Frühjahr 2023 vom önologischen Standpunkt insbesondere die Bodegas „4kilos“, „Ànima Negra“ (beide Felanitx), „Son Prim“ (Sencelles), „Binigrau“ (Biniali) und „Son Mayol“ (Palma). Einen kleinen Querschnitt mit weiteren Kellereien bieten wir hier auf den folgenden Seiten ohne Anspruch auf Repräsentativität. Auswahlkriterien unter anderem: Originalität, Lage und ein Brückenschlag zu Kunst und Kultur.