Verfahren, mit denen man durch Bluttests Krebserkrankungen erkennen kann, werden als "Liquid Biopsy", also Flüssigbiopsie, bezeichnet. Die Tests finden im Blut zirkulierende, freie DNA-Stücke (cfDNA). Dabei handelt es sich, einfach ausgedrückt, um Bruchteile zerfallener Krebszellen.
Mit ihnen gelangen für einen Tumor typische Proteine und auch Reste des Erbguts ins Blut. Bei der Flüssigbiopsie werden also bestimmte Kennzeichen der Tumor-DNA aufgespürt, die wie eine Visitenkarte den Krebs anzeigen.
Hohe Genauigkeit
Jetzt haben US-Wissenschaftler einen Test entwickelt, der mit nur einer Blutprobe mehr als 50 verschiedene Krebsarten feststellen kann. Die Genauigkeit sei sehr hoch, heißt es im Fachmagazin "Annals of Oncology".
Beim sogenannten "Galleri- Test" sei man systematisch vorgegangen, loben Mediziner das Verfahren. Es wurde zunächst die beste Sequenzierungsmethode gewählt, also die Methode, die im Erkennen der Tumor-DANN am eindeutigsten funktionierte. Im Anschluss wurden dann diejenigen Gene zusammengestellt, die sehr klar auf Krebserkrankungen hindeuteten. Schließlich habe man eine Übersicht entwickelt, mit der Vergleiche zwischen gesunden und erkrankten Studienteilnehmern möglich waren.
Hoffnung auf bessere Frühdiagnostik
An der Wirksamkeitsprüfung des Tests teilgenommen haben über 2.800 Patienten mit einer zuvor erkannten Krebserkrankung sowie mehr als 1.250 Menschen ohne Erkrankung. Der "Galleri-Test" konnte Krebssignaturen von mehr als 50 verschiedenen Krebsarten feststellen und in rund 90 Prozent der Fälle den Tumor auch dem entsprechenden Gewebe oder Organ zuordnen. Je weiter der Krebs fortgeschritten war, desto höher war die Erkennungsrate des Tests, also dessen Sensitivität. Das ist wenig überraschend, denn ein Tumor im frühen Stadium gibt entsprechend weniger Zell-DNA ins Blut ab. Auch die Lokalisation des Tumors zeigte Unterschiede: Bei Krebsarten, für die es bislang keine sogenannten Screeningmethoden gibt (z.B. Leber, Bauchspeicheldrüse, Speiseröhre) war die Sensitivität besonders hoch. Vor diesem Hintergrund lobten die US-Wissenschaftler auch die Spezifität des neuen Tests.
Dieser macht Hoffnung auf eine bessere Frühdiagnostik von Krebserkrankungen. Allerdings bedarf es einer weitaus größeren Studiengruppe, um festzustellen, ob der Test nicht auch andere Erkrankungen mit Signalwirkungen anzeigt. Entsprechende Untersuchungen wurden seitens der Test-Entwickler bereits angekündigt.