Die Wirtschaftskrise in Deutschland strahlt inzwischen auch nach Mallorca aus. Jüngstes Opfer ist die Villa Wesco in Santa Maria in der Inselmitte nach der Insolvenz des bekannten und traditionsreichen Anbieters von Küchen-Accessoires Wesco in Arnsberg im Sauerland.
Nach Berichten der Westfälischen Rundschau wurden die Markenrechte an die Firma Naber aus Nordhorn verkauft. Das Werk Arnsberg mit 70 Arbeitsplätzen muss komplett schließen. Von der Abwicklung sind demzufolge auch die Tochtergesellschaften Villa Wesco S.L.U. auf Mallorca sowie Wesco in den Niederlanden betroffen. Diese werden laut der Zeitung „ebenfalls nicht fortgeführt“. Aktuell befinden sich Warenbestände der Villa Wesco auf Mallorca am Standort Arnsberg-Hüsten im Abverkauf.
Zurückgeführt wird die überraschende Insolvenz nach fast 150 Jahren auf Inflation und steigende Materialpreise. Die Villa Wesco war 2016 auf Mallorca eröffnet worden, um hochwertige Produkte und auch ganze Küchen an Finca-Besitzer zu verkaufen. Außerdem war der Garten des Hauses eine beliebte Event-Location.
Die Wesco-Unternehmer-Familie um Seniorchef Egbert Neuhaus (70) galt als grundsolide. Neuhaus ist unter anderem im CDU-Wirtschaftsflügel in Nordrhein-Westfalen und in der IHK Arnsberg engagiert. Vor Corona soll der Umsatz der Firma mit rund 150 Mitarbeitern bei 50 Millionen Euro jährlich gelegen haben. Auf der Seite der Villa Wesco ist derzeit noch von „vorübergehender Winterpause“ die Rede. Der neue Inhaber der Markenrechte hat sich noch nicht zu einer möglichen Wiedereröffnung geäußert.
Noch größere Fragezeichen gibt es hinter den Aktivitäten der deutschen „Verbrauchergenossenschaft“ Co.net im Raum Cala Rajada im Nordosten Mallorcas. Ein kriminelles Netzwerk um Mitglieder der Geschäftsführung soll laut Medienberichten mindestens 6 Millionen Euro veruntreut haben. Bei einer europaweiten Polizeiaktion wurden im Februar 29 Objekte auf Mallorca, in Deutschland und Polen durchsucht.
Das dubiose Konglomerat aus Drochtersen (Niedersachsen) hatte von rund 4000 Mitgliedern über 100 Millionen Euro eingesammelt und damit unter anderem massiv in Ferienimmobilien und Hotels auf Mallorca investiert. Zeitweise entstand der Eindruck, dass halb Cala Rajada aufgekauft werden sollte. Damit ist es nun vorbei.
Geld soll laut Ermittlern womöglich auch an kriminelle Rocker-Clans geflossen sein; Mitglieder bangen um ihre Einlagen. Der deutsche Gesetzgeber hat bereits vor Längerem angekündigt, Kapitalanlage-Genossenschaften wie „Co.net“ in Zukunft strenger zu regulieren. Es ist nicht der erste Skandal aus diesem Bereich. Foto: Google Streetview