Luxusyachten – Neue Trends
Understatement statt protz und Prunk
Luxusyachten müssen nicht mehr nach den dicken Bankkonten ihrer Eigner aussehen. Schlichtes Innendesign liegt im Trend.
Innendesigner von Motor- oder Segelyachten kennen das Problem: Egal wie groß das Schiff auch sein mag – der Platz an Bord ist immer begrenzt. „Zwar versuchen die Werften stets ein Maximum an Wohnfläche einzuplanen, dennoch sind die Gestaltungsmöglichkeiten selbst auf einer Luxusyacht im Gegensatz zu einer Immobilie an Land doch wesentlich limitierter. Aber genau das macht ja auch den Reiz aus“, sagt Christa Wild.
Seit rund zwei Jahren berät die auf Mallorca lebende Deutsche Yachtbesitzer aus aller Welt bei der Neugestaltung des Interieurs an Bord. „Der Geschmack hat sich in den vergangenen zehn Jahren stark verändert“, sagt Wild. „Luxusyachten mussten früher einfach danach aussehen, dass ihre Besitzer oder Bordgäste über dicke Bankkonten verfügten. Heute ist Luxus auf dem Wasser sehr viel dezenter und wird nicht mehr so zur Schau gestellt“.
Mehr Licht und Openair-Feeling
Gutes Beispiel hierfür ist auch die derzeit auf Mallorca zum Verkauf stehende „Achilles“ des in Andratx ansässigen italienischen Yachtherstellers Sanlorenzo. Das etwa vier Jahre alte und knapp 18 Millionen Euro teure Stahlschiff vereint auf 46 Meter Länge so ziemlich alles, was man sich unter einem schwimmenden Luxus-Palast vorstellen kann. Ihre vier Decks sind untereinander durch eine im Innern verlaufende, atriumgleiche Wendeltreppe verbunden.
Doch trotz der Material-Orgien aus feinstem Chrom, Gold, Alu und Leder an Bord wirkt die Inneneinrichtung an keiner Stelle pompös oder aufdonnernd. „Modern, dezent und elegant“, beschreibt Sales Manager Attila Oeder-Erikson vielmehr das Stil-Konzept der bei Sanlorenzo zu Verkauf stehenden Motoryacht.
Grundsätzlich geht der Trend in Sachen Innendesign auf privaten Luxusyachten zu mehr Licht und Openair-Feeling. „Yachtbesitzer wollen heutzutage nicht mehr in mit dunklen Hölzern vertäfelten Kabinen hocken“, weiß auch Marc Händle vom renommierten Broker-und Charter- Unternehmen Ocean Independence in Palma. Große Fensterfronten im Interieur oder mit Glaspaneelen überdachte Außendecks liegen daher bei allen führenden Yachtherstellern im Trend.
„Grundsätzlich gilt: Yachtbesitzer und Gäste wollen nicht schlechter als zuhause wohnen. Lichtdurchflutete Räumlichkeiten mit hellen, hochwertigen Materialen und höchstem Komfort spiegeln diesen maritimen Zeitgeist derzeit sehr gut wider“, so Händle.
Für Christa Wild kommt es in Sachen Yacht-Interieur vor allem auf eines an: weniger ist mehr. Und: „Bei der Modernisierung des Yacht-Interieurs sollte man stets versuchen, bereits vorhandene, qualitativ hochwertige Einrichtungsmaterialen wie Marmor und Hölzer mit in das neue Stilkonzept zu integrieren“. Das spare Arbeit, Mühe und letztendlich auch Geld.
Eine immer wichtige Rolle an Bord spielt heutzutage auch die Beleuchtung. „Auch sie muss dezent und modern zugleich sein“, sagt Marcus Händle von Ocean Independence. Treppenaufgänge und Kabinenflure mit LED-Leisten gehörten aus diesem Grund an Bord von luxuriösen Motor- und Segelyachten zum Standard. Und überhaupt die Technik: Wurden früher selbst größere Boote mit einfachen CD-Anlagen á la Autoradio beschallt, sind moderne Yachten heutzutage mit komplexen Audio- und Video-Systemen ausgestattet, die sich oftmals sogar per Smartphone oder Tablet steuern lassen. „USB-Stecker zum Aufladen von Mobilfunktelefonen gehören deshalb in jede Kabine“, sagt Christa Wild.
Andreas John