Okay, der Gast von heute will erobert sein. Mit der Karte im Außenbereich und herkömmlichem Schnickschnack aus Angebot und Viergang lässt sich kaum ein Tisch belegen. Zu viele Gastronomen schwimmen auf der Einheitswelle des ewig Gestrigen und versuchen, mit dem Hauch moderner Kulinarik zu punkten. Die Vielfalt der Lokale macht es umso schwerer, den erhofften Erfolg zu landen. Nicht die Küche, sondern der Gast entscheidet.
Nun könnte man annehmen, das „Vandal“ wolle allein durch Optik bestechen. Schon Bill Ramsey sang von „Pigalle“ als der Mausefalle, der Tausende erliegen. Zugegeben, der Eingangsbereich des Restaurants in Palmas Ausgehviertel Santa Catalina ist alles andere als dezent gehalten. Er wirkt verlockend, geradezu verführerisch. Und es wäre sicher vermessen, anzunehmen, die Gestaltung sei reiner Zufall.
Abseits des Üblichen
Doch wer außen klotzt, darf innen nicht kleckern, sondern muss liefern. Je auffälliger die Fassade eines Gourmettempels, desto überzeugender sollte das sein, was auf die Teller gelangt. Ansonsten bröckelt die Fassade schneller, als das Risotto anbrennt. Diesem Anspruch wird das „Vandal“ mehr als gerecht.Man kocht abseits des Üblichen und liebgewonnener Gewohnheiten. Aus diesem Grund auch der Name: Der „Vandale“ tut, was er liebt. Aber auch das, was er auf seinem bisherigen Weg gelebt und gelernt hat, wie es in der Philosophie des Restaurants heißt.
Vollendete Genusswelten
Gastronomie versteht man im „Vandal“ als dynamische Einheit, in der alle Bestandteile einer Speise zu einer Einheit verschmelzen. Mehr noch: Auch das Drumherum mit Weinen, Cocktails und Service müssen das jeweilige Gesamtbild prägen. Nur dann, so das Motto, wird Küche zum echten, vollendeten Genuss.
Für diese kulinarische Vollendung sorgen Küchenchef Bernabé Caravotta und Sommelier Sebastián Perez. Das „Vandal“ ist ein „trendiger, urbaner Treffpunkt“, wie das Lokal vom renommierten Magazin „eater“ bezeichnet wurde. Klingt fast schon ein wenig abgehoben. Doch keine Angst: Selbst der bodenständigste Feinschmecker kann und sollte sich auf geschmackliche Höhenflüge einlassen. Man wird kaum mehr landen wollen.
“Cuando cruzas esta puerta ya no hay vuelta atrás: después de probarnos ya nada vuelve a ser igual. A partir de este momento siempre tendrás hambre de más."
“Wenn Sie durch diese Tür gehen, gibt es kein Zurück mehr: Sobald Sie uns probiert haben, wird nichts mehr so sein wie es war. Von diesem Moment an werden Sie immer hungrig nach mehr sein."
Beschreiben kann man die Kochkunst im „Vandal“ nur schwer. Dazu ist sie zu vielfältig und abwechslungsreich. Ein Puzzle aus Produkten schafft immer wieder neue Aromen und Geschmacksrichtungen. Auch, wenn unter dem Strich eine mediterran-asiatisch inspirierte Avantgarde-Küche steht, sollte der Fokus über dem Strich liegen.
Hier erscheint beispielsweise ein Ceviche- Kegel mit Kokosschaum, der mit einem Sour Wine 2.0 aus einem wunderbar harmonierenden Weißwein, Limone und Ceviche-Sirup serviert wird. Ein wahrer Genuss ist auch der Schwarze Seehecht aus Patagonien mit Topinambur, Seeigel, Mandeln und Knoblauch, zu dem ein würziger Red Patrón auf Tequila-Basis gereicht wird.
Menu als Anleitung
Beim Blick auf die Karte wird man zu einer kulinarischen Weltreise eingeladen. Neben den Gerichten erscheinen die Herkunftsländer der Rezepte. Die gebratene Auster mit Austern-Mayonnaise und Essiggurken stammt aus Frankreich und Schottland. Das Bauchfilet vom Roten Thunfisch mit Jamon Iberico und knusprigem Hummuskegel ist hingegen eine Kombination aus Spanien und Israel. Eine geschmackvolle Brücke zwischen Los Angeles und Japan wird hingegen mit der Braunen Krabbe an knusprigem Reis und Sushi mit Romanesco-Sauce gebaut.
Das Menu liest sich aber nicht nur wie ein Atlas feinster Rezepte, sondern auch als eine Art unterhaltsame Anleitung. Neben den Ursprungsländern der Gerichte wird beispielsweise erklärt, wie man sie am besten zu sich nimmt: Per Hand, mit der Gabel, oder mit dem Löffel.
Die empfohlenen Getränke erscheinen hinter der jeweiligen Speise und werden als „Hochzeit“ bezeichnet. So entsteht aus dem Single des Gerichts sehr schnell ein harmonisierendes Paar, das seinesgleichen sucht.
Annehmbare Preise
Überraschend ist die Preisgestaltung im „Vandal“. Für die Qualität und Güte der Speisen muss der Feinschmecker in überschaubarer Tiefe in die Tasche greifen. Die Vorspeisen liegen zwischen 3,50 Euro und 9,00 Euro. Das teuerste Hauptgericht – Süßkartoffelravioli mit mariniertem Hummer, brauner Butter, Salbeicreme und Mandeln – liegt bei 28,00 Euro.
Nach so vielen internationalen Gaumenfreuden soll es am Schluss noch ein wenig regionaler zugehen. Denn auch die mallorquinische Küchentradition findet Eingang in die Karte des „Vandal“. Wir empfehlen ein saftiges Stück Black Angus vom Holzkohlegrille mit fein zubereitetem Knochenmark und Chimichurri an Sauce Hollandaise.
Was uns zu der Erkenntnis führt: Ein echter Vandale hat eben jede Menge Geschmack.
Vandal
Plaça del Progrés 15
Palma de Mallorca (Santa Catalina)
Tel. 871 04 51 74
www.vandalpalma.com
Täglich geöffnet von 19.00 bis 23.00 h