Das ehemalige Anwesen von Immobilienunternehmer Matthias Kühn bei Port de Sóller auf Mallorca ist im Wert von 96 Millionen Euro laut amtlichen Schätzungen auf 160.000 Euro gesunken.
Das berichtet die Tageszeitung Ultima Hora. Kühn und seiner Firma Birdie Son Vida S.L. war Anfang März von Spaniens Oberstem Gerichtshof eine Entschädigung von 96 Millionen Euro zugesprochen worden. Dabei geht es um das 37.000 Quadratmeter große Anwesen Muleta 2, auf dem Kühn nach dem Kauf im Jahr 1999 Meerblick-Villen errichten wollte. 2008 wurde das Gebiet jedoch unter Landschaftsschutz gestellt, damit dort nicht mehr gebaut werden kann. Den Vermögensschaden zuzüglich Zinsen muss die Balearen-Regierung ersetzen, wie jetzt nach langen Prozessen klar ist. Das Urteil soll bald rechtskräftig werden, nachdem auf weitere Berufungen verzichtet wird.
Inzwischen gehört Muleta 2 einem Fonds aus Luxemburg, der offenbar mindestens 160.000 Euro investiert hat. Was dieser damit anfangen will, ist jedoch unklar. Allenfalls ein Vogelbeobachtungszentrum wäre auf der geschützten Muleta-Halbinsel möglich. Bebaubar werden könnte das Grundstück nur dann, wenn Spanien Bankrott gehen würde und Landstriche oder ganze Inseln an die Gläubiger abtreten müsste. Unter der aktuellen Rechts- und Gesellschaftsordnung ist an eine Bebauung allerdings nicht zu denken.
Immer wieder kommt es auf Mallorca vor, dass durch widersprüchliche gesetzliche Vorgaben wechselnder Regierungen großer Schaden entsteht. Insgesamt musste die öffentliche Hand auf Mallorca und den Nachbarinseln schon 400 Euro für solche Fälle bezahlen – 96 Millionen für Matthias Kühn bereits eingerechnet.
Gegen Matthias Kühn und einige seiner Familienangehörigen wurden kurz nach dem Erfolg vor Gericht im Übrigen Ermittlungen wegen Steuerhinterziehung und mutmaßlichen Konkursbetrugs eingeleitet. Es geht um Gelder, die angeblich innerhalb eines Firmengefechts verschoben wurden, um sie dem Zugriff von Gläubigern wie dem Fiskus zu entziehen. Auch die Forderung von 96 Millionen Euro soll davon betroffen sein. Kühn selbst hat den Vorwürfen allerdings vehement widersprochen und kündigt an, die lange bekannten Steuerschulden seiner Unternehmen aus der Entschädigungssumme bestreiten zu wollen. Einige Beobachter sind auch der Auffassung, dass die nun umstrittenen Transaktionen zwischen Kühn-Firmen möglicherweise legal gewesen sein könnten.