EU-Parlament stoppt neue Auflagen für Führerschein
Weitgehende Pläne wurden größtenteils entschärft. Für Mallorca relevant sind die Themen Gesundheitstest, 125cm3-Roller
und der digitale Führerschein. Fahrverbote sollen EU-weit gelten.
Ohrfeige für die französische Grüne Karima Delli und ihre Gesinnungsgenossen im EU-Parlament: Für obligatorische Gesundheitstests bei allen älteren Autofahrern europaweit sowie andere Grausamkeiten wie ein Nachtfahrverbot oder Tempo 90 auf der Autobahn für Führerschein-Neulinge gab es bei der finalen Abstimmung eine Abfuhr. „Die grünen Kontrollfantasien für unseren Führerschein haben keine Mehrheit gefunden“, bilanzierte der verkehrspolitische Sprecher der FDP. Die Option zu Gesundheitstests für Senioren bleibt somit im Verantwortungsbereich der Nationalstaaten. In Deutschland dürfte es aktuell keine Mehrheit dafür geben. Lediglich die DDR kannte früher einen De-facto-Zwang zur Abgabe des Führerscheins im hohen Alter.
In Spanien sind die Gesundheitsprüfungen zwar schon lange Realität, allerdings von fast jedem relativ leicht zu bewältigen. Im Wesentlichen bestehen sie aus einer kurzen Straßen- und Slalomfahrt im Simulator am Computer. Ein ärztliches Zeugnis ist nicht erforderlich. Nur wer auch mit Brille sehr schlecht sieht, kann Probleme bekommen, sollte dann aber vielleicht tatsächlich über die Fahreignung nachdenken. Lästig sind für Bürger dagegen die Fristen und Gebühren von 80 bis 100 Euro im Testzentrum. Nach Test (und regelmäßigem Umtausch) ist der spanische Schein zehn Jahre gültig, wenn man 60 Jahre oder jünger ist. Ab 70 Jahren gilt er nur noch für fünf Jahre, und zwischen 60 und 70 wird die Gültigkeitsdauer prozentual anteilig errechnet. Nach dem aktuellen EU-Beschluss werden künftig 15 Jahre zumindest für Jüngere empfohlen.
Test auf Mallorca Zum Umtausch mitsamt Gesundheitstest verpflichtet sind alle spanischen Residenten. Die auf 15 Jahre befristeten deutschen Führerscheine müssen allerdings erst nach ihrem Ablauf erneuert werden, unbefristete ältere Scheine (meist in Grau oder Rosa) nach zwei Jahren. Hingegen müssen Schweizer ihren „Führerausweis“ schon nach sechs Monaten umtauschen. Beim Prozedere helfen bei Bedarf auch diverse Verwaltungsdienstleister auf Mallorca (Gestorías) zu Preisen ab 120-150 Euro.
Änderungen beim Führerschein wird es durch die EU trotzdem geben. So dürfen jüngere Inhaber der Klasse B oder BE in Zukunft auch Fahrzeuge im Bereich von 3,5 bis 4,25 Tonnen fahren, zum Beispiel große Caravans oder Bootsanhänger. Das gilt allerdings nur „mit alternativen Kraftstoffen“ (Ältere weiter unbehelligt bis zu 7,5 Tonnen, Klasse C1E). Außerdem gibt es einen digitalen Führerschein als QR-Code, und Fahrverbote sollen EU-weit gelten.
125cm3-Kurs Die auf Mallorca beliebten Kleinmotorräder und Roller der Klasse bis 125 cm3 sollen bald nur noch mit Zusatzkurs (ohne Prüfung) bewegt werden dürfen. Bislang war das sogar mit deutschem Führerschein in Spanien erlaubt, in der Heimat ohne Vermerk „B196“ aber verboten. Diese Lücke fällt nun weg. Vom Zusatzkurs befreit werden sollten eigentliche alle, die mindestens die letzten 3 Jahre eine Versicherung für ein Motorrad bis 125 cm3 vorweisen können. Ob es letztlich dazu kommt, wird in der Verkehrsbehörde noch diskutiert. Und es gibt noch weitere Unklarheiten: Wer den Führerschein noch keine 3 Jahre hat, muss in Spanien statt Zusatzkurs künftig eine vollwertige Prüfung für Kleinmotorräder ablegen. Kompliziert, wie so vieles in der heutigen EU…