Fünf junge Urlauber aus Deutschland wurden von einem Gericht auf Mallorca in Untersuchungshaft genommen, weil sie beschuldigt werden, eine deutsche Touristin vergewaltigt zu haben. Die Justizsprecherin teilte mit, dass eine Freilassung gegen Kaution abgelehnt wurde, während ein sechster Urlauber freikam.
Die Vergewaltigung soll in einem Hotelzimmer an der Playa de Palma stattgefunden haben und eine junge deutsche Touristin betroffen haben. Untersuchungshaft kann in Spanien Wochen oder Monate dauern, und bei einer Verurteilung wegen Vergewaltigung können Strafen von bis zu zwölf Jahren verhängt werden. Die sechs Beschuldigten wurden am 15. Juli in Handschellen in das Gericht in Palma de Mallorca gebracht und zogen dabei ihre Hemden über den Kopf, um nicht erkannt zu werden. Laut Mallorca Zeitung fiel der Richterspruch nach fast ganztägigen Vernehmungen erst spät am Samstagabend nach 23 Uhr.
Die Polizei gibt an, dass die Frau in der Nacht auf Donnerstag am Strand einen jungen Mann kennengelernt und eingewilligt hatte, mit ihm auf sein Hotelzimmer zu gehen. An der Rezeption wurde sie jedoch abgewiesen, da sie kein Gast war. Bei einem anschließenden Besuch in einem nahegelegenen Hotel bei fünf Freunden des Mannes soll die Frau von vier Verdächtigen zu sexuellen Handlungen gezwungen worden sein, während ein weiterer die Tat mit seinem Handy filmte. Später alarmierte das Opfer die Polizei, die die Verdächtigen festnahm. Die junge Frau wurde zur Untersuchung in ein Krankenhaus gebracht. Außerdem wurden im Zimmer „biologische Spuren“ gesichert.
Zunächst war die Rede davon, dass es bereits am Strand einvernehmlich Sex mit einem der Beschuldigten gegeben habe. Einer der jungen Männer ist nun wieder auf freiem Fuß, weil er zum Zeitpunkt des Geschehens offenbar auf einem Sofa schlief. Im Hotelzimmer sei der Sex möglicherweise mit einigen, jedoch nicht mit allen der Männer freiwillig gewesen, so zumindest die Boulevard-Zeitung „Ultima Hora“ auf Mallorca.
Unklar ist jedoch, inwieweit die junge Frau spät in der Nacht überhaupt noch zurechnungsfähig war oder sich zur Wehr setzen konnte. Ob dabei ausdrücklich das Wort „nein“ fiel oder nicht, ist nach spanischen Gesetzen jedenfalls nicht unbedingt von Belang. „Nur ja heißt ja“, lautet das Motto über einem erst 2023 neu eingeführten umstrittenen Sexualstrafrecht. Die genaue Herkunft der Beteiligten aus Deutschland – allesamt 20 bis 23 Jahre alt – wurde nicht offiziell bekannt gegeben. Die Männer, die vor dem Haftrichter in Tränen ausgebrochen waren, sollen aus dem Märkischen Kreis in NRW stammen, die 18-jährige-Frau aus Hannover, heißt es aus Justizkreisen.
In den spanischen Medien wurden die sechs Männer als „Manada alemana“ oder „deutsches Rudel“ bezeichnet – in Anlehnung an eine Gruppenvergewaltigung in Pamplona beim Stierlauf „San Fermín“ im Juli 2016. Was indes nicht überall so zu lesen ist, im Hinblick auf kulturelle Gruppendynamik und Tatmuster aber von Bedeutung sein könnte: Bei einigen der Männer aktuell auf Mallorca soll es sich laut spanischen Medien um Deutsche mit türkischem Migrationshintergrund handeln. Einer der mutmaßlichen Täter hat den Berichten zufolge die türkische Staatsangehörigkeit.