„Wir brauchen wieder Unterhaltung für´s Publikum“
Klaus Densow, früher hätte man gesagt, der Mann ist Schlagersänger. Mittlerweile hast Du Dich aber auch als erfolgreicher Reiseveranstalter etabliert…
Eigentlich bin ich beides, wenn man so will. Aber grundsätzlich geht es ja alljährlich um ein Event.
Wie lange gibt es die Schlagerreise bereits?
Wir sind jetzt im siebten Jahr und zum fünften Mal auf Mallorca, an der wunderschönen Cala Mondragó.
Warum ausgerechnet dort?
Die Spielstätte ist optimal gelegen. Wir haben keine unmittelbaren Nachbarn, die man stören könnte, sind hier völlig autonom. Natürlich ist auch die Kulisse bestens geeignet für ein solches Event. Durch diese leichte Hügellandschaft sitzt der Zuschauer maximal rund 30 Meter von der Bühne weg. Alles komprimiert und gebündelt. Neben Teilnehmern aus Deutschland sind auch Fans aus Belgien, Holland, Italien, Österreich, der Schweiz, Norwegen und auch Dänemark dabei. Eigentlich sind wir zu einer Multikulti-Veranstaltung geworden, wobei der Großteil der Leute natürlich aus der deutschen Heimat kommt.
Hättest Du gedacht, dass man mit Schlagern so viel reissen kann?
Es war mir klar, weil ich seit 30 Jahren ja auch andere Veranstaltungen mache, die Branche und das Publikum kenne. Nicht zuletzt, Kolleginnen und Kollegen. So etwas funktioniert, wenn das Ambiente und der Preis stimmen. Sowohl Gäste als auch Künstler fahren am Ende glücklich nach Hause und hatten eine Superzeit.
Vermisst Du es inzwischen, nicht häufiger auf der Bühne zu stehen?
Ich hatte nie die Profilneurose, mich in den Mittelpunkt stellen zu müssen. Im Gegenteil. Wenn mehrere Leute auf der Bühne waren, ist der Densow fast immer im Hintergrund verschwunden.
Sind ausschließlich Schlagerfans dabei?
Nein, es sind auch Leute dabei, die mit Schlager weniger am Hut haben und einfach die Hotelanlage schön finden. Sie genießen die wahnsinnig gute Atmosphäre innerhalb des Publikums und auch zwischen Publikum und Künstlern. Das sind diejenigen, die grundsätzlich andere Musik hören, aber sie kommen trotzdem.
Bleiben wir mal beim Schlager. Woran liegt es, dass immer weniger Radio- und Fernsehsender diese Musikrichtung spielen, obwohl er doch eine sympathische, und,wenn ich mich hier umschaue, kaufkräftige Fangemeinde besitzt?
Wenn man sieht, wie viele Menschen auf Schlager stehen und auch bereit sind, dafür Geld auszugeben, beispielsweise bei Veranstaltungen, Konzerten oder auch im Rahmen von Downloads, dann beweist das, es sind ein unwahrscheinliches Interesse und eine große Begeisterung vorhanden. Aber die Werbung verlangt nach einer jungen Zielgruppe, dementsprechend zahlen Firmen Gelder, um entsprechende Spots zu platzieren. Also setzen die Sender in Sachen Musik eher auf jung, anstatt auf eine Zielgruppe, die Geld hat.
Und das öffentlich-rechtliche Programm orientiert sich…?
… An den privaten Sendern, ganz klar. Man möchte dran bleiben, kassiert viel Kohle und macht nicht unbedingt Programm für die Zielgruppe, aber für ein imaginäres Wunschpublikum.
Was kritisierst Du an der Szene?
Wir haben keine echten Musiksendungen mehr. Wenn es welche gab, dann hat man sie kategorisch abgesetzt oder verändert. Was Volksmusik oder Schlager angeht, hat man allerdings, aus meiner Sicht, einen weiteren, großen Fehler gemacht. Man hat alles in seiner klassischen Form präsentiert.
Die Zeiten der alten Hitparade sind also doch vorbei?
Auf jeden Fall. Eine Sendung, wie die Hitparade mit Dieter-Thomas Heck in der heutigen Medienlandschaft, das ist einfach nicht zeitgemäß. Man hätte frühzeitig moderner und jugendlicher herangehen müssen. Dann hätte das Produkt Schlager eine ganz andere Wertigkeit, auch und gerade bei jungen Leuten. Genau das hat man versäumt, fast schon mit Willkür.
Das Radioprogramm in Deutschland bietet tatsächlich wenig Abwechslung…
Du findest kaum noch einen freien Sender, der noch reinen oder überwiegend Schlager macht. Nur noch einige private Stationen, wie B2 oder auch Ihr hier mit Radio Aleman auf Mallorca, folgen der Schiene. Mich würde es nicht wundern, wenn wir demnächst in Deutschland nur noch internationale Titel hören. Die Leute zahlen für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk monatliche Gebühren, aber sie werden nicht bedient. Dafür schreien die Sender, sie hätten kein Geld. Und das bei teils vier bis fünf Programmen pro Bundesland.
Du kritisierst die offenbare Fehlplanung…
Ja, was die Sender machen, kostet eine, mit Verlaub, Schweinekohle. Dann kauft man ein Medienprodukt ein, wie die Champions League, die man auch so empfangen kann, und hat dann kein Geld für neue Projekte. Tut mir leid, habe ich kein Verständnis für. Die Leute werden richtiggehend verarscht. Wir brauchen wieder Unterhaltung für‘s Publikum und nicht für Marketingleute großer Konzerne.