"Calmes de Gener" stehen für ruhiges und mildes Wetter.
Nein, es hat nichts mit dem Klimawandel zu tun, wenn auf Mallorca im Januar bei Temperaturen bis zu 20 Grad wochenlang die Sonne scheint und sogar im Meer gebadet werden kann. Das Wetterphänomen ist seit Menschengedenken unter dem Namen „Calmes de gener“ (Katalanisch) oder „Calmas de enero“ (Spanisch) bekannt und bedeutet auf Deutsch so etwas wie „Januar-Flaute“ oder „Ruhen des Januars“.
Denn bei fast vollkommener Windstille pflegt das Meer um diese Jahreszeit fast ohne Wellen dazuliegen und eher einem großen Binnensee zu gleichen als einem Ozean. Kurioserweise kann dabei der Meeresspiegel um bis zu einen halben Meter absinken, sodass mitunter sogar Fischerboote auf dem Trockenen liegen. Man bezeichnet die „Calmes“ daher auch als „Seques“ (Trockenheit). Grund dafür ist der hohe Luftdruck, wissen Meteorologen. Pro Millibar mehr sinkt der Pegel etwa einen Zentimeter. Die schöne Ruhephase kann übrigens unter Umständen auch einmal komplett ausfallen oder aber schon zu Weihnachten beginnen.
Dennoch ist im Januar nicht alles eitel Sonnenschein auf Mallorca, denn die erheblichen Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht begünstigen lästigen Tau am Morgen und teils auch anhaltenden Nebel, wie er etwa zum Jahreswechsel 2022/23 zu verzeichnen war und den Flugverkehr behinderte.
Außerdem nutzen immer wieder illegale Migranten aus Nordafrika das ruhige Meer für die Überfahrt in kleinen Booten mit Außenbordmotor. „Pateras“ nennt man diese auf Spanisch. 19 Personen wurden am 3. Januar 2023 von der Guardia Civil vor Cabrera aufgebracht. 2022 lag die Jahresbilanz auf den Balearen bei 174 Booten mit 2570 Migranten. Anhaltende Windstille im Winter oder Sommer bedeutet für die Küstenwache auf Mallorca also leider keine Ruhe, sondern hohe Alarmbereitschaft.