IZ-Serie Menschen auf Mallorca – Kai Adamowsky von Nobledent
Lachen ist die schönste Art, Zähne zu zeigen
Zahntechniker Kai Adamowsky ist seit 16 Jahren auf Mallorca
Es gehören eine ganze Menge Mut und Willen dazu, als Zahntechnikermeister den Neuanfang auf Mallorca ausgerechnet im Service zu beginnen. Für Kai Adamowsky war die Entscheidung genau richtig. Heute schaut er positiv in die Zukunft.
Wie und warum bist Du nach Mallorca gekommen, und seit wann lebst Du auf der Insel?
Es gab diese eine Woche vor 16 Jahren in meinem Leben, auch kurz vor Weihnachten, als mich mein damaliger Chef in Berlin kündigen musste, weil die Auftragslage nicht so gut war in diesem Jahr. Ich sagte: kein Problem, ich finde was Neues. Einen Tag später sagte meine damalige Freundin, dass sie mehr Zeit für sich braucht, unsere Beziehung beenden möchte und ausziehen will. Hinzu kam, dass dann die gemeinsame Dachgeschoss-Wohnung in Berlin viel zu groß und zu teuer für mich alleine war. Wow – was passiert hier gerade mit mir? Ich hing eine Weile in den Seilen und versuchte herauszufinden, was das Positive an der Situation ist.
Das Positive war, dass ich frei war und mich neu aufstellen musste. Da kam mir der Gedanke, dass ich schon immer mal im Ausland arbeiten wollte. Ein Freund hatte mir vor einem halben Jahr erzählt, dass er ein Restaurant in Portocolom aufmachen möchte und ich fragte ihn einfach, ob er noch jemanden sucht als Spüler in der Küche oder als Servicekraft. Er suchte tatsächlich noch jemanden für den Service. Kurzerhand sagte ich zu, löste die Wohnung in Berlin auf, packte das Auto voll und fuhr nach Mallorca. Ich habe eine Saison dort gearbeitet. Es war eine coole Zeit!
Danach habe ich mich als Zahntechniker beworben – weil ich das am Besten kann – und arbeitete einige Zeit als angestellter Zahntechnikermeister. Aber relativ schnell war mir klar, dass ich mich selbständig machen muss, um meinen Qualitätsanspruch an die Herstellung von Zahnersatz umsetzen zu können. Gedacht, getan! Ich hatte sehr schnell Erfolg damit und konnte langsam expandieren.
Du hast Nobledent zu einer echten Marke gemacht. Was ist das
Besondere an Deinem Konzept?
Zuerst ist das Dentallabor entstanden, und dann kamen die ersten Mitarbeiter. Automatisch öffneten sich die richtigen Türen und ich musste nur eintreten. Es sind Zahnärzte an mich herangetreten, die mit mir als Dentallabor zusammen arbeiten wollten. Auch in Deutschland haben wir einige Zahnarztpraxen, mit denen wir eng kooperieren. Eines Tages besuchte mich „Die Inselzeitung“ und fragte an, ob ich Interesse an einer monatlichen Kolumne im Bereich Gesundheit hätte. Ich fand die Idee super und wir machen das nun seit mehr als 13 Jahren mit viel Freude.
Dann ist die Dentalindustrie an mich herangetreten. Sie suchten Schulungsräume und ich hatte noch eine komplette Etage frei im Labor. So entstand unser Schulungszentrum Nobledent. In den letzten elf Jahren hatten wir 70 Weiterbildungen von verschiedenen Dentalfirmen im Haus. Wir durften ca. 650 Zahntechniker in dieser Zeit begrüßen. Für meine Mitarbeiter ist es immer eine gute Schulung, um auf dem neuesten Stand zu bleiben.
Vor zehn Jahren habe ich dann eine Zahnarztpraxis neben unserem Labor aufgemacht. Mir hat es schon immer gut gefallen – auch bereits in Deutschland – eng mit Zahnarzt, Patient und Zahntechnikern zusammen zu arbeiten. Es war am Anfang etwas holprig, aber heute sind wir mit zwei Zahnärzten ein tolles Team und arbeiten Hand in Hand für das Wohl unserer Patienten.
Ich bin überzeugt, wenn man etwas mit Freude, Liebe und Leidenschaft macht, wird sich der Erfolg langfristig von allein einstellen. Niemals den Kopf in den Sand stecken, nach Lösungen suchen, und offen sein für Neues.
Welche besonderen Herausforderungen gibt es für Deine Arbeit auf Mallorca?
Die Herausforderung ist, immer eine sehr gute Qualität zu liefern, weil wir Produkte herstellen, die immer individuell sind. Wir sind Künstler und stellen Unikate her – die eine Krone passt nur bei dem einen Patienten. Wir sind immer daran interessiert, unseren Patienten ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, denn Lachen ist die schönste Art Zähne zu zeigen.
Hand aufs Herz: Wie sehr achtest Du auf gesunde Zähne,
wenn Dich jemand anlächelt?
Ich achte schon sehr auf Zähne, weil es natürlich mein Beruf und meine Leidenschaft ist. Wenn ich mal fernsehe, bin ich schon etwas kritisch, wenn ich da so manche Zähne von Prominenten sehe. Gesunde Zähne sind wichtig, denn wir nehmen täglich Nahrung damit auf und viele Meridiane haben Verbindungen zu den Zähnen. Zahnfehlstellungen oder falscher Zahnersatz kann zu CMD führen. Zähne sind ein sehr komplexes Thema. Schöne Zähne können das Aussehen positiv verändern.
Welche Rolle spielen moderne Techniken? Können Computer irgendwann das Handwerk ersetzen?
Die Digitalisierung im Dentalbereich hat den Beruf um 180 Grad gewandelt. Früher
wurde sehr viel von Hand gefertigt. Heute haben wir 3D Drucker, CNC Fräsmaschinen und Scanner, mit denen wir die Zähne scannen – wir brauchen somit keine Abdrücke mehr. Durch die Digitalisierung können wir Zähne virtuell konstruieren, Implantat-Planung für die Operation erstellen und die beste Position ermitteln. Am Bildschirm planen wir mit dem Patienten sein zukünftiges neues Lächeln, erstellen dann seinen Zahnersatz und Kronen können wir am selben Tag einsetzen – das ist schon sensationell.
Es ergibt sich viel neues Potential durch die Digitalisierung. Es ist eine große Herausforderung, weil man in verschiedene neue Bereiche eintauchen muss. Auch ist es natürlich ein sehr großer Kostenfaktor, den wir stemmen müssen. Aber wir lieben die Herausforderungen, weil wir neugierig sind und Spaß dabei haben.
Wie wird dein 2024?
Ich glaube, es wird ein sehr spannendes Jahr. Es wird neue Kurs-Konzepte geben mit und für Zahnärzte. Sehr spannend! Wir werden weiter investieren in neue Systeme. Wir sind sehr gut vorbereitet mit unserem Team. Neue Projekte sind in Planung.
Einen weiteren Herzenswunsch werde ich mir im Jahr 2024 erfüllen. Dieser Wunsch schwirrt schon lange in meinem Kopf herum und jetzt kann ich ihn umsetzen, weil mein Team mich sehr gut vertritt im Unternehmen. Es wird demnächst ein Berliner-Currywurst-Lokal in Campos geben. Die Weihnachtsmärkte waren sehr erfolgreich, und die eigene Soßenkreation von mir kam sehr gut an. Wir brauchen so etwas in dieser Gegend. Der Name ist 11:11, in spanisch once y once. Warum? Das sind meine Glückzahlen, die mich seit 30 Jahren begleiten und ich sehr oft um 11:11 Uhr auf die Uhr sehe – deshalb dieser Name. Für mehr Info unter www.11y11.me
Ich bin sehr glücklich, dass mein Leben vor 16 Jahren diesen Weg eingeschlagen hat und ich auf dieser schönen Insel gelandet bin. Ich bin sehr dankbar, dass es so gekommen ist und ich aus einer negativen Situation damals das Heute geschaffen habe. Ich freue mich auf alles, was noch kommt.