Valldemossa- Wo George Sand möglicherweise die Brille fehlte

Valldemossa- Wo George Sand möglicherweise  die Brille fehlte

Eine Klosterzelle, eine nörgelnde Schriftstellerin sowie ein außergewöhnlich begabter Klavierspieler: Mehr brauchte es nicht, um Valldemossa berühmt zu machen. Zu Unrecht, wie wir finden.

Allein der Buchtitel ist die reinste Provokation. "Ein Winter auf Mallorca". Por favor! Das klingt frostig-negativ. Und vor allem gänzlich unpassend für eine Reise-Destination im Mittelmeer, die europaweit als Heiligtum für Sommer-, Sonne-, Strand und Badehose-Urlauber gilt. Dennoch schaffte es dieser vor Nörgeleien strotzende  Reisebericht der französischen Schriftstellerin Geoge Sand über ihren  Mallorca-Aufenthalt mit dem weltberühmten polnischen Piano-Virtuosen Fréderic Chopin im Jahre 1838 zum Literatur-Klassiker. Und verurteilte gleichzeitig ein unschuldiges kleines Bergdorf zu einem der größten Sightseeing-Magneten auf Mallorca.
Dabei hätte Valldemossa diese Art von Werbung gar nicht nötig gehabt. Kaum ein anderer Ort auf der Insel bezaubert auswärtige Besucher dank seiner spektakulären Lage am oberen Saum eines weitläufigen, immergrünen Gebirgstals zu Füßen des Tramuntana-Gebirges, wie dieses pittoreske Bergdorf. Bis zu einer Million Touristen sollen hier jährlich den Spuren von George Sand und Fréderic Chopin folgen. Allerdings meist in der Haupt­saison zwischen Mai und September. Aus diesem Grund ist Valldemossa gerade jetzt, in der Winterzeit einen Ausflug, wert.

Wer das Dorf unter der Woche besucht, wird Zeuge eines Phänomens, das so manche Einheimische gerne als "Isla de la calma", die Insel der Ruhe, bezeichnen. Auf gut Deutsch: Keine Urlauber vor der Tür. Und genau das macht den winterlichen Charme von Valldemossa aus.
Die beiden großen gebührenpflichtigen Parkplätze am Ortseingang – von Palma kommend – sind nahezu leer. Von dort führt der Weg am besten hinunter in die schmale, mit Naturstein gepflasterte "Shoppingmeile" Via Blanquerna und ihren Cafés und Souvenirläden Richtung Plaza Ramon Llull. Von dort führt links ein Weg zur Plaza des Kartäuser-Klosters hinauf. Das Kloster mit seinen Zellen sowie dem dazugehörigen Chopin-Museum ist derzeit allerdings geschlossen. Am hinteren Ende der Plaza findet sich rechts ein schmaler Gang, der zum Portal des Palastes von Mallorcas einstigem König Rey Sanz führt. Über einen Torbogen erreicht man von dort zu einem Aussichtspunkt mit Blick über den unteren Teil des Dorfes.
Dieser beginnt an der Plaza Ramon Llull und folgt der Carrer Uetam, die sich weiter unten in verschiedene, kleine und malerische Gassen verzweigt. Ein Muss für Hobby-Fotografen ist die zur Plaza de la Constitucion führende Carrer de la Rosa, gesäumt von Dorfhäusern mit freigelegten Natursteinfassaden, an denen die Bewohner kleine Blumentöpfe aufgehängt haben.
Wer Valldemossa besucht, sollte sich auf jeden Fall Zeit mitnehmen, um die besondere Atmosphäre dieses mittelalterlichen Bergdorfes mit seinen engen Gassen und kleinen Plazas zu erleben. Verschiedene Restaurants, Bars und Cafés laden auch in der Winterzeit zu Einkehr ein.
Warum George Sand ihren Aufenthalt hier nicht genossen hat, ist eigentlich un­verständlich. Vielleicht hätte sie nur eine bessere Brille gebraucht.

 

Valldemossa Mallorca