Gehen die Deutschen bald nur noch im Ausland gut essen? Die anstehende Erhöhung der Mehrwertsteuer in Restaurants von 10 auf 19 Prozent zum 1. Januar 2024 könnte das Land noch mehr zur Dienstleistungs- und Lebensart-Wüste werden lassen als bislang. Ganz anders das Bild in ganz Spanien und gerade auch auf Mallorca, wo die Gastronomie im Zenit steht und immer noch blüht. Davon zeugen auf der Insel die am 28. November in Barcelona vergebenen Michelin-Sterne für das Jahr 2024.
Hervorragend speisen konnte und kann man auf der Insel teilweise zu recht erschwinglichen Preisen. So war ein 5-Gänge-Mittagsmenü bei Sternekoch Adrián Quetglas am Paseo Mallorca in der Inselhauptstadt 2023 für 55 Euro zu haben. Persönlichkeiten wie Quetglas, Miguel Navarro vom Restaurant Es Fum oder der Brite Marc Fosh in der Altstadt von Palma waren seit Jahren Konstanten der Spitzengastronomie, während sich der Deutsche Josef Sauerschell vom Racó d´es Teix in Deià nach 20 Jahren mit Stern in den Ruhestand verabschiedet hat, und sein Lokal inzwischen von den Töchtern in neuer Form weitergeführt wird.
Pandemie, Krieg und andere Wechselfälle haben das Bild dennoch verändert. Mangels nennenswerter Corona-Hilfen mussten sich die Restaurateure ohne Unterstützung über Wasser halten und haben es ohne das schützende Dach einer Hotelkette nicht immer geschafft. So verlor der gefeierte Fernando Pérez Arellano 2020 zwischenzeitlich komplett seine beiden Michelin-Sterne für das Restaurant Zaranda im Luxushotel Castell Son Claret bei Es Capdellà, da inmitten von Lockdowns die Zusammenarbeit aufgekündigt wurde. Ein Jahr später holte der Chef am neuen Standort im Hotel Es Princep in Palma wenigstens wieder einen seiner Sterne zurück. „Zaranda“ lautet immer noch der Name des Restaurants, das auch schon in Madrid sowie im ehemaligen Hilton-Hotel auf Mallorca beheimatet war – jeweils mit Michelin-Stern.
Leichter hatte es dagegen Alvaro Salazar: Der junge Wilde holte sich 2021 den zweiten Stern. Sein Restaurant Voro gehört zum Cap Vermell Grand Hotel im Nordosten und war seitdem der Gourmet-Tempel Nummer eins. Dagegen zog es seinen Kollegen Andreu Genestra mitsamt Restaurant vom abgelegenen kleinen Landhotel Predi Son Jaumell bei Capdepera ins urbanere Zoetry bei Llucmajor (ehemals Hilton). Wie der Ortswechsel von den Michelin-Testern aufgenommen würde, war im Vorfeld der Gala mit Spannung erwartet worden – letztendlich mit glücklichem Ausgang.
Ohnehin ist der konservative Guide Michelin von starken Beharrungskräften geprägt. Hat man einmal einen Stern erworben, kann er nur durch einstimmige Redaktionsentscheidung verloren gehen. Das Gleiche gilt für neue Sterne. Wer einen bekommt, muss also wirklich etwas können, heißt es in der Branche.
Neu im exklusiven Club der Michelin-Sterne auf Mallorca ist 2024 Jordi Cantó vom Restaurant Sa Clastra im Luxushotel Castell Son Claret, das dem deutschen Milliardär Klaus-Michael Kühne gehört. „Wir sind unglaublich stolz auf Jordi und die gesamte Sa-Clastra-Brigade, dass sie diese international anerkannte Auszeichnung bereits im dritten Jahr ihres Bestehens erreicht haben“, sagte Hoteldirektor Björn Spaude dem Mallorca Magazin.
Michelin-Sterne 2024 auf Mallorca
Voro (2 Sterne), Álvaro Salazar, Cap Vermell Grand Hotel, Canyamel