Von oder über die Schönheit Mallorcas wird längst nicht mehr nur geredet oder geschrieben, sondern vor allem geliked, geklickt und gehashtagt. Ob Facebook, Instagram & Co: Die Insel ist ist in den sozialen Medien ein fotogener Dauerbrenner, kaum eine Sekunde vergeht, in der nicht an irgendeinem Computer, Smartphone oder Tablet ein Mallorca-Foto hochgeladen wird. Und anschließend unzählige Male geliked. Tendenz: rasant steigend.
So ist die Zahl von Einträgen mit dem Hashtag #Mallorca auf der weltumspannenden Bild- und Videosharing- Plattform Instagram in den vergangenen vier Jahren von 80.000 auf mehr als 11 Millionen gestiegen. Nur noch getoppt vom Hashtag #Ibiza, dessen Zahl derzeit bei knapp 15 Millionen liegt.
Hinter der virtuellen Mallorca-Bilderflut stecken nicht allein nur gewöhnliche Einheimische, Residenten oder Otto-Normal-Urlauber, sondern auch immer öfter prominente Inselgäste, deren Selfies vor Palmas Kathedrale, Fotos von Sonnenuntergängen am Es Trenc Strand oder sonstige Schnappschüsse zwischen Andratx und Artà dank einer entsprechend großen Follower-Gemeinde millionenfach geteilt beziehungsweise im Netz weiter verbreitet werden.
Im balearischen Tourismusministerium in Palma dürfte man sich angesichts dieser kostenlosen Werbekampagne im Internet jeden Tag vor Freude die Hände reiben. Doch das permanente Teilen von sonnigen Fotos aus allen Ecken der Insel hat auch seine Schattenseiten. Denn gefühlte 99 Prozent aller in den sozialen Medien geposteten Fotos vermitteln den Eindruck, dass Mallorca im wahrsten Sinne des Wortes eine reine Bilderbuch-Insel ist. Die Wirklichkeit sieht leider anders aus.
Auf Instagram veröffentlichte Fotos oder Videos von einsamen Stränden stellen sich in der Realität meist als überfüllte Playas heraus. Und das Selfie bei einem romantischen Abendessen als vollkommen überteuertes Lokal mit miserabler Bedienung.
"Um möglichst viele Likes zu erhalten, spielt bei der Veröffentlichung von Fotos in den sozialen Medien oftmals nur die Ästhetik des Motivs eine Rolle. Dabei störende Ausschnitte werden durch die Veränderung der Aufnahmeposition außen vor gelassen", sagt Peter Wechsler, der seit ein paar Jahren als Webdesigner und Fotograf auf Mallorca arbeitet.
"Es gibt auf der Insel wohl keinen Flecken mehr, der nicht bereits irgendwo bei Instagram oder Facebook abgelichtet worden ist", glaubt Alberto Espejo, Adminstrator des Instagram-Accounts @lgersmallorca mit mehr als 22.000 Followern. Das könne seiner Meinung irgendwann dazu führen, dass die Insel für potentielle Neu-Urlauber uninteressant wird. "Der Überraschungseffekt beim Entdecken eines besonders reizvollen Ortes am Reiseziel wird durch die Bilder-Massifizierung im Internet kaputt gemacht", so Espejo. Er selbst würde keine Fotos mehr von Orten auf der Insel posten, die Gefahr laufen, anschließend von neugierigen Followern überlaufen zu werden. Die ständige Selbstdarstellung der Insel im Netz habe in den vergangen Jahren dazu geführt, dass selbst abgelegene Buchten auf Mallorca aufgrund des daraus resultierenden Besucherandranges kollabieren.
Nach einer aktuellen Studie des Deutschen Reiseveranstalterverbandes informieren sich bereits 80 Prozent aller Bundesbürger vor einer Reisebuchung über das angepeilte Urlaubsziel im Internet. "Menschen fühlen sich von Reisethemen angesprochen. Sie wecken Emotionen und inspirieren sie", sagt Stefan Stojanow von Facebook Deutschland. "Wir haben festgestellt, dass sich 41 Prozent aller Posts auf Facebook mit Reiseerfahrungen beschäftigen", so Stojanow. Sein Unternehmen habe aus diesem Grund das Thema Reisen mittlerweile zur einer der wichtigsten Sparten erklärt.
Auch unter den Reiseveranstaltern sind soziale Medien zu einem der wichtigsten Vertriebskanäle avanciert. Allein die Facebookseite von TUI Deutschland zählt mittlerweile 230.000 Abonnenten. "Ein Unternehmen wie wir tritt bei Facebook wie eine Person auf, die sich das Vertrauen aber erst erarbeiten muss", sagt Michael Masuch, Leiter des Social Media Teams bei TUI Deutschland. "Neben dem Bekanntheitsgrad der Marke und eigenen Content benötigen wir dafür auch Input von außen. Aus diesem Grund setzen wir auf einen Mix aus eigenen und fremden Inhalten." Fotos von Urlaubern, Influencern, Bloggern oder Prominenten stehen dabei an erster Stelle.
Die Insel Mallorca ist im Internet keinesfalls eine Unbekannte. Sowohl bei Suchmaschinen als auch in sozialen Medienkanälen führt die Eingabe des Namens der spanischen Mittelmeerinsel zu einer hohen Zahl an Ergebnissen. Hier eine kleine Übersicht:
Google
Im Vergleich:
Hashtags auf Instagram (Stand 10.05.21)