Teures Olivenöl: Mallorca wird konkurrenzfähig
Warum die Ölpreise im Supermarkt derzeit regelrecht explodieren und plötzlich den Feinkost-Einkauf von Inselspezialitäten im Vergleich attraktiver machen.
Zähneknirschen bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern auf Mallorca: Während Olivenöl der Güteklasse „Extra Virgen“ vor ein bis zwei Jahren noch für etwa vier Euro pro Liter zu bekommen war, haben sich die Preise inzwischen teilweise verdoppelt. Bis zu Neun oder zehn Euro werden auf dem spanischen Festland laut Medienberichten für den begehrten Saft veranschlagt, auf Mallorca sind es bei Mercadona oder Eroski ungefähr sieben bis acht Euro.
Wie nun berichtet wird, steigen die Preise für Olivenöl tendenziell sogar noch weiter an. Das ist auf die geringe Produktion der letzten Ernte aufgrund extremer Trockenheit und auf die ebenso schlechten Aussichten für die kommende Kampagne von November 2023 bis Februar 2024 zurückzuführen. Nach Angaben der Landwirtschaftlichen Koordinationsorganisation (COAG) in der spanischen Oliven-Hochburg Jaén. Angeblich gibt es „praktisch kein Olivenöl mehr in den Händen der Produzenten“ und die aktuelle Marktlage sei auf eine „enorme Knappheit des Produkts“ zurückzuführen. COAG-Generalsekretär Juan Luis Ávila fordert Maßnahmen für einen stabileren Preisrahmen eines Lebensmittels, das nicht nur Nahrung ist, sondern auch Basis der gesunden mediterranen Ernährung.
Der Inlandsverbrauch von Olivenöl ist in Spanien im ersten Halbjahr 2023 um mehr als 50 Prozent gesunken, nachdem die Kampagne von der schlechtesten Ernte des Jahrhunderts und einem anhaltenden Preisanstieg geprägt war. Dies geht aus einer Studie der Uni Jaén hervor. Es wurden 63 Hypermärkte und fast 250 Supermärkte analysiert, wobei mehr als eine Million Haushalte vertreten waren. Laut den Daten ist vor allem der Verbrauch von nativem Olivenöl extra in PET-Plastikflasche mit zwei bis fünf Litern Volumen um mehr als 17 Prozent gesunken, während die Preise im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 31 Prozent gestiegen sind.
Sonnenblumenöl hingegen ist um 12 bis 14 Prozent im Preis gefallen und verzeichnet eine Nachfragesteigerung von 11 bis 19 Prozent (je nach Verkaufsmenge). Laut offiziellen makroökonomischen Daten zum Inlandsverbrauch, die auf Informationen des Olive Market Information Systems (SIMO) basieren, sind die Preise für natives Olivenöl Extra quer über alle Flaschengrößen sogar um 126 Prozent gestiegen, für natives Olivenöl um 136 Prozent.
Weniger Dürre
Auf Mallorca wird die Lage mit einem weinenden und einem lachenden Auge gesehen. Einerseits ist es traurig, wenn sich Durchschnittshaushalte nicht einmal mehr mediterranes Olivenöl leisten können. Andererseits werden die Öle von der Insel durch die Situation auf dem Festland plötzlich konkurrenzfähiger, denn die Dürre war auf den Balearen weitaus weniger ausgeprägt. Prognosen zufolge könnte die kommende Ernte hier sogar recht gut ausfallen.
Im Prinzip gilt das Mallorca-Olivenöl als teurer im Vergleich zu Andalusien und anderen Regionen in Spanien, da die Qualität des Produkts generell höher ist. Auf den Inseln wird ausschließlich bestes Öl der Kategorie „Extra Virgen“ hergestellt. Doch nun relativiert sich auf einmal der Preisunterschied: So hat Oli Caimari zum Beispiel das kräftige pikante „Oli d´Oliva Virgen Extra Oli Verjo“ für 9,36 Euro pro Liter im Angebot – allerdings nur für Einkäufe ab 50 Euro Warenwert. Dennoch keine große Differenz mehr zu den derzeit überteuerten Produkten vom Festland.
Beim Supermarkt El Corte Inglés gibt es zum Beispiel die Coupage „Son Catiu Aceite de Oliva Virgen Extra DOP Oli de Mallorca garrafa 2 l“ zum Literpreis von 9,52 Euro.
Qualität und Menge
Öle der Kooperative in Sóller, die aufgrund der Lage im Tramuntana- Gebirge viel Handarbeit einsetzen muss, aber auch hohe Qualität und inseltypischen Geschmack bietet, sind je nach Anbieter zu Online-Preisen ab etwa 14 bis 20 Euro zu haben, vor Ort eventuell sogar noch einen Tick günstiger. Diese Öle verfügen zudem über ein Gütesiegel mit der Herkunftsbezeichnung „D.O. Oli de Mallorca“ und rechtfertigen dadurch einen Aufpreis.
Nach oben hin gibt es für Qualität und Lifestyle natürlich kaum eine Grenze, etwa im Hinblick auf ökologische Produktion oder Manufaktur-Bedingungen. Das bei der Lebensmittelmesse Biofach in Nürnberg 2022 als „weltweit bestes Olivenöl“ ausgezeichnete „Suc de Cel“ (Himmelssaft) von „Fet a Sóller“ wird in Dosen unterschiedlicher Größe geführt und ist derzeit zu Literpreisen ab 31,98 Euro im Angebot. Die preisgünstigere Drei-Liter-Packung (22,63/l) wird als vorübergehend vergriffen ausgewiesen.
Aufgrund des Feinkost-Niveaus vieler Preise bieten etliche Produzenten auf Mallorca ihre Erzeugnisse übrigens in Kleinpackungen oder Flaschen ab 250 ml oder unter Umständen sogar nur 100 ml an.