Wenn Sie nicht geteert und gefedert durch die Straßen gejagt werden wollen, überlegen Sie genau, ob Sie etwas gegen den Qualitätstourismus sagen. Darum werde ich nun sehr vorsichtig formulieren. Ich spür sie sich schon kräuseln, die Gänsehaut.
Der Begriff Qualitätstourismus beinhaltet zwei Worte, die auf Mallorca heilig sind: Qualität und Tourismus. Gegen Qualität kann man nichts sagen, das wäre qualitätslos. Und gegen Tourismus agitieren zwar einige, die haben aber einen schweren Stand auf einer Insel, deren Bewohner genau mit diesem Mus ihren Lebensunterhalt verdienen.
Dem Thema würde jedoch eine ehrliche Debatte guttun. Wenn Qualität bedeutet, dass die Straßen sauber, die Parks sicher, die Taxifahrer ehrlich, die Speisen ungefährlich und die Toiletten kakerlakenfrei sind, ist schwer etwas einzuwenden. Wenn es hingegen bedeutet, dass nur noch Leute erwünscht sind, die mehr Geld haben als der Durchschnitt, kommen mir Fragen in den Sinn.
Die erste: Warum haben sogar linke Regierungen dieses Je-mehr-Sterne- desto-besser-Mantra ohne Diskussion übernommen? Es bedeutet ja nur, dass die beliebteste Ferieninsel Europas für Visa-Platinum-Typen und darüber reserviert werden soll. Klingt nicht sehr links.
Zweite Frage: Wo schicken wir sie denn hin, die Otto Normaltouristen?
Dritte Frage, nun subversiv: Gibt es ein universelles Menschenrecht auf Mallorca-Urlaub? Immerhin gehören Touristen neben Kohlekraftwerken und furzenden Kühen zu den großen Klimawandel-Beschleunigern mit ihren Mal-eben-kurz-nach Mallorca-Launen. Wäre es nicht besser, wenn der Preis („Qualität“) als unsichtbarer Zaun die große Masse fernhält? Genauso wie sich nicht jeder eine Superyacht leisten kann, die pro Tagesausflug den Jahresverbrauch eines Mittelklassewagens verfeuert. Gut so, da sind wir uns einig, obwohl die Prämisse lautet: Ich weiß sehr wohl, dass Geld allein nicht glücklich macht, würde das aber gerne persönlich testen.
Dann sind da noch Bewohner. Zum Bedienen der Qualitätstouristen braucht es ein paar Normalos. Was tun wir nun mit denen, wenn sie im alltäglichen Wettbewerb unter die Räder kommen und beispielsweise kaum noch erschwinglichen Wohnraum finden?
Tja, was sagen wir nun zum Qualitätstourismus? Ich schlage eine Qualitätsdebatte vor. Nicht im Sinn von teuer.
Thomas Fitzner ist Journalist
und Buchautor (u.a. „Das Geheimnis
von Chateau Limeray“)
Infos unter www.thomasfitzner.com