Die konservative Volkspartei PP und die Rechtspopulisten von Vox haben für Mallorca und die Nachbarinseln einen Tolerierungspakt geschlossen. 110 Punkte wurden vereinbart, damit PP-Spitzenkandidatin Marga Prohens eine Minderheitsregierung bilden kann.
Die Umsetzung überwacht ein gemeinsames Komitee. Gleichzeitig garantiert Vox für die gesamte Legislaturperiode eine konstruktive Enthaltung bei der Aufstellung des jeweiligen Jahreshaushalts. Damit ist im Prinzip eine stabile Regierung über die nächsten vier Jahre möglich. Marga Prohens soll am 5. oder 6. Juli durch Enthaltung von Vox im zweiten Wahlgang zur Balearen-Präsidentin gewählt werden. Vox wird der Landesregierung nicht angehören, auf kommunaler Ebene jedoch im Inselrat von Mallorca die Zuständigkeit für Umwelt und Jagd übernehmen.
Im 110-Punkte-Programm liegt der Fokus auf Steuersenkungen, Entbürokratisierung und Wohnbauförderung – ein Thema, bei dem das scheidende Linksbündnis zum Zorn der Wählerinnen und Wähler versagt hatte. Die Quittung kam bei der Balearen-Wahl am 28. Mai.
Entlastung gibt es nun unter anderem bei der Einkommenssteuer für niedrige und mittlere Einkommen, bei der Grunderwerbssteuer für Familien mit vielen Kindern, für jüngere Leute bis 30 oder 35 sowie für Behinderte. Zudem sind neue Steuerfreibeträge für Kinder und kostenlose Tagesstätten für die Altersgruppe 0-3 vorgesehen.
Ein langes Kapitel beschäftigt sich mit Anreizen für Wohnungsbau und Wirtschaft sowie mit der Förderung von Landwirtschaft, Fischerei und lokalen Produkten. Im Erziehungsbereich sollen die Eltern auf allen Altersstufen zwischen Spanisch und Katalanisch als erster Unterrichtssprache entscheiden können. Außerdem ist eine freie Schulwahl vorgesehen, soweit das von der Verwaltung umgesetzt werden kann.
Die neue Regierung will mit „Tourismusfeindlichkeit“ Schluss machen und bewusst auf Kreuzfahrtgäste setzen. Für Destinationen wie die Playa de Palma oder Sant Antoni de Portmany wird ein Fonds zur Erneuerung der Infrastruktur eingerichtet. Diverse Gesetze mit Auflagen für die Baupolitik und den Fremdenverkehr sollen aufgehoben werden. Obligatorische Katalanisch-Kenntnisse für das medizinische Personal entfallen, damit die Wartelisten kürzer werden.
Auch das Transsexuellen-Gesetz der Balearen wird seine Geltung verlieren, und Zugang zu Sozialleistungen aller Art soll es nur noch mit offiziellem Aufenthaltsstatus geben. Eine Meldebescheinigung vom Rathaus (Empadronamiento) wäre nach dem Willen von Vox und PP nicht mehr ausreichend dafür. Außerdem hat man sich vorgenommen, Bootsflüchtlinge zu stoppen und illegale Zuwanderer im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten in ihre Heimatländer abzuschieben.