IZ-Serie Menschen auf Mallorca – Jeremy Hansen der Mallorca Guide
"Wir verstehen uns als Ranger"
Das Motto "Ab in die Berge" ist für den 37 jährigen Jeremy Hansen eine Option mit Vorgaben. Kein Risiko eingehen, lautet seine Devise.
Jeremy Hansen ist nicht nur selbst als Aktivsportler unterwegs. Er begleitet als ausgebildeter Guide und Bergführer seit inzwischen 16 Jahren auch Outdoor-Fans auf verschiedenen Touren – zu Lande und zu Wasser. Dabei setzt er auf Nachhaltigkeit und Sicherheit.
Welche Faszination übt Mallorca auf Dich aus?
Die Insel ist voller Abwechslung. Du hast die Berge, die herrlichen kleinen Strände mit feinem Sand und türkisblauem Wasser im Osten, dann im Norden einen unglaublich langen Sandstrand um die Bucht von Alcúdia. Die in vielen Bereichen noch unberührte Mitte der Insel mit viel Landwirtschaft. Und, nicht zu vergessen, Palma mit seiner Geschichte und Kultur. All das auf vergleichsweise überschaubarem Raum. Ich finde, alles erinnert ein wenig an die Toskana.
Du bist auf der Insel geboren, Dein Vater ist Deutscher, Deine Mutter Engländerin. Was hat Deine Familie nach Mallorca gebracht?
Meine Eltern haben sich in Gibraltar kennengelernt und dann zusammen auf einer Segelyacht gearbeitet. Meine Mutter als Crewmitglied, mein Vater als Skipper. 15 Jahre lang waren Sie auf dem Meer unterwegs, im Winter in der Karibik, im Sommer vor allem im Mittelmeer. Irgendwann entschieden sich beide, sesshaft zu werden. Weil sie Mallorca kennen und liebten, war für beide die Insel eine überaus treffende Wahl. Nicht zuletzt auch aufgrund der guten Verkehrsanbindung an Deutschland und England.
Was macht die Insel vor allem für Dich als Bergsportler
zu etwas Besonderem?
Natürlich steht an erster Stelle die atemberaubende Tramuntana Gebirgskette. Ich kenne viele Ecken dort, aber entdecke immer wieder Neues. Für mich als Bergsportler und Extremkletterer faszinierend sind natürlich Schluchten, Abgründe und Felsabgänge, Höhlen und die Steilküste. An der Küste sind es die aquatischen Höhlen, Tauch- und Schnorchelgebiete, die ich absolut schätze und liebe. Ich finde hier die besten Möglichkeiten und natürlichen Voraussetzungen für mein Hobby, das ich ja seit vielen Jahren zum Beruf gemacht habe. Als Bergführer musste ich natürlich auch Ausbildungen und Prüfungen im Schnee machen. Dafür musste ich bestimmte Herausforderungen abseits von Mallorca wahrnehmen.
Der Outdoor-Sport wird immer beliebter. Woran liegt das Deiner Meinung nach?
Viele Menschen suchen in ihrer Freizeit oder in ihrem Urlaub besondere Herausforderungen. Das muss nicht immer der Adrenalin-Kick sein, aber der gehört natürlich auch dazu. Und das ist sollte und muss als persönliche Entscheidung für Outdoor- oder gerade Extremsport akzeptiert werden. Diese Sehnsucht, die Natur intensiv kennenzulernen, boomte besonders nach der Pandemiezeit. Leute wollten endlich wieder unbeeinflusst raus und hatten Sehnsucht danach, etwas zu erleben, zu entdecken. Es ist die Lust auf Abenteuer in der Natur, könnte man sagen.
Welche Menschen kommen zu Dir?
Mein Publikum kommt aus ganz Europa, inzwischen aber auch verstärkt aus den USA. Der Direktflug von New York hat schon neue und interessante Kundinnen und Kunden gebracht. Dann sind auch Skandinavier, Spanier, Deutsche, Niederländer und Franzosen dabei. Dazu gehören Menschen aller Berufs- und Bildungsschichten. Alles ist so vielfältig wie die Insel selbst.
Was könnte aus Deiner Sicht in Sachen Berg- und Outdoor-Sport auf Mallorca besser werden?
Ich spüre zu bestimmten Jahreszeiten eine Überlastung der Insel. Das Problem wurde sich schon politisch diskutiert, es war von einer Massifizierung die Rede. Ich beziehe das einfach auf meine persönlichen Beobachtungen an verschiedenen Stellen, die sich zu regelrechten Hotspots entwickelt haben. Manchmal habe ich das Gefühl, es ist zuviel. Andererseits ist der Tourismus ein wichtiger Teil unserer Wirtschaft und auch meines beruflichen Lebens. Was ich dahingehend vorschlage, sind Regelungen, dass bestimmte Ziele ausschließlich im Rahmen professioneller Begleitung mit ausgebildeten, erfahrenen Guides zu besuchen sind. Das wird beispielsweise in Costa Rica erfolgreich umgesetzt. Unternehmen wie meines könnten so Besucherzahlen filtern und zur Vermeidung von Risiken beitragen. Wir verstehen und ja nicht nur als Dienstleister, sondern als Ranger, die zum Naturschutz und zu Nachhaltigkeit beitragen. Die Balearenregierung hat das leider noch nicht erkannt. Das ist bedauerlich und könnte geändert werden.
Jeremy Hansen, Alaró
www.outdooradventuresports.es
Tel.: 650 942 362